Wanted

Wer nach modernen Helden und Heldinnen sucht – hier ist eine: Lila Rose.

Mit 15 startete sie die Prolife-Bewegung Live Action. Mit 18 drehte sie ihr erstes Undercover-Video in einer Abtreibungsfiliale des US-Abtreibungsriesen Planned Parenthood (deutscher Ableger: pro familia). Seidem folgte Video auf Video. Und jedes Video dokumentiert den alltäglichen Horror: Planned Parenthood deckt den Mißbrauch an 13jährigen Teenagern, Planned Parenthood deckt die Vergewaltiger und Zuhälter von jungen Mädchen, Planned Parenthood steht brutal auf der Seite der Täter.

Lila Rose ließ sich nicht beirren. Da Planned Parenthood seine finanziellen Felle fortschwimmen sah, drohte der Abtreiberkonzern, gerichtlich gegen Lila vorzugehen. In den Abtreibungsfilialen von Planned Parenthood hängt das Bild von Lila Rose – sie ist „wanted“, sie gilt als die große Übeltäterin. Denn Lila Rose hat sichtbar gemacht, was hinter verschlossenen Türen passiert: Wie mit kriminellen Machenschaften Mädchen und Frauen rücksichtslos ausgebeutet werden. Und das Ganze läuft unter dem Stichwort: Gesundheitsfürsorge.

Glenn Beck hat Lila Rose interviewt (ab 20:33 min). Er selbst, der in seiner Sendung das rassistische und nazistische Gedankengut von Planned Parenthood aufdeckt, zählt Lila zu den mutigsten Menschen, die er kennt. Und in der Tat, mit ihren heute 22 Jahren ist diese attraktive junge Frau eine Heldin. Sie steht da, wo jeder Staatsbürger stehen sollte: auf der Seite der Opfer.

Kampf und Kommunikation

(hli.at) Der ganze Kulturkampf dreht sich um das Thema der Sexualität. Wo steht die Kirche in diesem Kampf? Was ist die Aufgabe der Hirten?  Wie packt die Kirche die sogenannten heißen Eisen an? Was meint, die Wahrheit in Liebe verkünden? Kann das funktionieren in einer Welt, in der die politische Korrektheit das Feld bestimmt?

Auf dem 5. Internationalen Welt-Gebets-Kongreß für das Leben (Rom, 5.-11. Oktober 2010) hat John-Henry Westen ein Rede gehalten, die nicht ausweicht. Eine Rede, die zugleich Bestandsaufnahme, Appell und Zeugnis ist.   Die Verkündigung
der kirchlichen Wahrheit über Sexualität
in einer feindlichen Kultur

von John-Henry Westen


Vortrag, gehalten am V. Welt-Gebets-Kongreß für das Leben in Rom ,
5. – 10. Okt. 2010

EinführungHaben Sie schon bemerkt, daß sich fast der gesamte Kulturkampf um Sexualität dreht? Abtreibung, Homo–„Ehe“, Empfängnisverhütung, Ehebruch, Pornographie, Promiskuität, Sexualerziehung, Scheidung, Homosexualität, In-Vitro-Fertilisation und selbst die Forschung an embryonalen Stammzellen – all das steht im Zusammenhang mit der Sexualität.

Als ich zum ersten Mal diese Beobachtung aus dem Mund des Philosophen Peter Kreeft hörte, erinnerte ich mich an U. Lb. Frau von Fatima und was sie nach den Worten der seligen Jacinta Marto gesagt hat: „Es kommen mehr Leute in die Hölle, weil sie Sünden des Fleisches begehen, als aus irgendeinem anderen Grund.“

Aber warum ist das so?

Papst Johannes Paul II. schrieb in seiner Theologie des Leibes, die heilige Vereinigung von Mann und Frau in der Ehe – die eheliche Verbindung – sei ein primäres Bild der trinitarischen Beziehung, das in die Menschheit eingeprägt ist. In diese Beziehung seien wir im kommenden Leben gerufen. Die Väter beschreiben die Trinität als den Vater, der den Sohn vollkommen liebt, und den Sohn, der den Vater vollkommen liebt. Das vollständige Geben  ihrer selbst an den anderen ist der Heilige Geist. Das ist auch ein Schlüsselbild der Beziehung Christi zu seiner Kirche.

Nun, wenn Sie Satan wären und als Ihr primäres Ziel hätten, die Menschheit vom Himmel und von Christus wegzulenken, wäre das nicht Ihr erstes Angriffsziel: das wichtigste Bild der trinitarischen Beziehung und die Beziehung Christi mit seiner Kirche zu verfälschen?

Es ist dieser Schauplatz, auf den wir unsere Bemühungen am meisten konzentrieren müssen, um Seelen für Christus zurückzugewinnen. Leider haben die Wege, auf denen wir die Wahrheit der Kirche zum Thema Sexualität mitgeteilt (oder nicht mitgeteilt) haben, zum größten Teil dazu beigetragen, die Mehrheit der Katholiken zu verlieren.

Wo haben wir den Kampf in der Kommunikation verloren?

Es ist gerade in den harten Fällen gewesen, daß man glaubte, es sei „klug“, „angemessen“, „umsichtig“ oder „seelsorgerisch“, zu schweigen, um die vorherrschende Kultur zu beschwichtigen.

In der überwiegenden Mehrheit haben Bischöfe und Priester der westlichen Welt sich nicht den Kampf gegen die Empfängnisverhütung und für die Offenheit dem Leben gegenüber zum Anliegen gemacht und haben es versäumt, gegen die In-Vitro-Fertilisation aufzutreten und die Achtung vor der Methode der Zeugung, die Gott bestimmt hat, zu unterstützen. Sie haben sich nicht den Kampf gegen die homosexuellen Akte zum Anliegen gemacht und folglich den für die Keuschheit inmitten von schweren Versuchungen. Sie sind nicht gegen Sittenlosigkeit eingetreten und für die Übung, die Augen im Zaum zu halten.

Und was ist aus diesen Verfehlungen in der Lehre geworden? Hat das Schweigen der Kirche zum kulturellen Frieden in diesen Fragen geführt? Nein.

Die grassierende Praxis der Empfängnisverhütung hat unweigerlich zum Abtreibungs-Holocaust geführt. Unkontrollierte Sittenlosigkeit und das völlige Fehlen der Askese des Schauens haben uns die nahezu universelle Pornographiesucht eingebracht. In-vitro-Fertilisation brachte uns die Forschung an embryonalen Stammzellen. Die Akzeptanz von homosexuellen Handlungen hat zur homosexuellen „Ehe“ und sogar zu Einschränkungen der Freiheit der religiösen Praxis in verschiedenen Ländern geführt.

Wo können wir damit beginnen, die Verzerrung der Sexualität im kulturellen Tsunami umzukehren?
 
Wir müssen mit der caritas in veritate beginnen. Es ist die Antwort Christi, Seiner Mutter und der Kirche.

Es ist keine Liebe, wenn Sie Ihren Kindern erlauben, sich völlig ungebührlich zu betragen. Als Vater von sieben Kindern gebe ich zu, daß es oft einfacher ist, sich abzuwenden und ein Fehlverhalten zu ignorieren. Aber Eltern müssen ihre Kinder aus Liebe korrigieren und disziplinieren.

So auch die Kirche: Vor allem ihre Hirten – die Väter der Seelen – müssen die Herde weiden, müssen die Wahrheiten lehren, so schwierig und politisch unkorrekt es auch sein mag. Das ist wahre Liebe.


Es ist schmerzlich offenkundig, daß wir in den Zeiten leben, vor denen der heilige Paulus in 2 Timotheus 4,3 warnte, wenn er sagte: „Denn es wird eine Zeit kommen, in der man die gesunde Lehre nicht erträgt, sondern sich nach eigenen Wünschen immer neue Lehrer sucht, die den Ohren schmeicheln (…).“ Aber der Apostel der Heiden gebot dem Bischof Timotheus streng, seinen Dienst der Evangelisierung trotzdem zu erfüllen. „Ich beschwöre dich bei Gott und bei Christus Jesus, dem kommenden Richter der Lebenden und der Toten, bei seinem Erscheinen und bei seinem Reich: Verkünde das Wort, tritt dafür ein, ob man es hören will oder nicht; weise zurecht, tadle, ermahne, in unermüdlicher und geduldiger Belehrung”  (2 Tim 4,1-2).
 Homosexualität

Wenden wir uns einem der schwierigsten Themen heute im Bereich der Sexualität zu. Sehr vielen widerstrebt es, sich mit dem Thema der Homosexualität auseinanderzusetzen.

Im vergangenen Jahrzehnt haben wir die Erosion der traditionellen Definition der Ehe in vielen Ländern gesehen, vor allem im Westen. Aber zunehmend ist die Bedrohung der Familie in den Entwicklungsländern zu spüren.

Die sogenannte „Homosexuellen-Ehe“ ist in 10 Ländern legal. Eheähnliche homosexuelle Gemeinschaften sind in weiteren 20 Staaten legal und werden in weiteren 43 Nationen politisch diskutiert. Mein Land, Kanada, war einer der ersten Staaten, der in dieser Hinsicht fiel und die sogenannte Homosexuellen – „Ehe“ akzeptierte – zunächst durch Gerichtsbeschluß, dann durch die Bundesgesetzgebung im Jahr 2005 ratifiziert.

Während der Debatte im Vorfeld der Verabschiedung dieses Gesetzes wurden mein Kollege von LifeSiteNews, Steve Jalsevac, und ich gebeten, einem Beratungsgremium der Ontario Konferenz der Katholischen Bischöfe beizutreten, um Wege eines öffentlichen Vorgehens in der Frage der Homosexuellen – „Ehe“ zu besprechen.

Durch die tägliche und jahrelange Berichterstattung  über das Thema wußten wir, daß der Kampf für die gleichgeschlechtliche „Ehe“ sehr wenig mit der Ehe per se zu tun hat. Homosexuelle Aktivisten diskutierten untereinander den Bedarf einer solchen „Ehe“ und die meisten von ihnen hatten kein Interesse an den Einschränkungen, die eine solche formalisierte Verbindung im Hinblick auf die exklusive Partnerschaft zur Folge haben würde.

Doch die Führer unter den Aktivisten der Bewegung überzeugten sie, daß die Ehe gleichsam als gesellschaftliches Gütesiegel für homosexuelles Verhalten anerkannt werden muß. Denn bei praktizierenden Homosexuellem wie auch bei allen an abweichendem Sexualverhalten Beteiligten meldet sich das Gewissen in unangenehmer Weise zu Wort.

Viele Aktivisten in der sexuellen Szene suchen gesellschaftliche Zustimmung, da sie fälschlicherweise glauben, daß dies die Stimme des Gewissens unterdrücken werde. Sie fordern nicht nur Toleranz, sondern ausdrückliche Zustimmung und sogar das Verbot von Kritik. Zusätzlich gibt es in diesen Nationen, wie meiner eigenen, in der eine Meinungsäußerung gegen Homosexualität zu Geldbußen und Sanktionen geführt hat, auch eine wachsende Bewegung für eine Pro-Homosexualitätserziehung, die in den Schulen gelehrt wird. Dabei wird es Eltern untersagt, ihre Kinder aus solchen Schulstunden herauszunehmen.

In der beratenden Sitzung der Bischofskonferenz wurde der Punkt angesprochen, daß der einzige Weg, sich wirklich in der Debatte zu engagieren, der sei, das seit langem ignorierte Thema der Homosexualität anzugehen: Es ist zu lehren, daß homosexuelle Handlungen gefährlich für Körper und Seele sind. Es wurde betont, daß eine andere Vorgangsweise nicht den Kern der Sache treffen würde.

Eine Ärztin in der Sitzung unterstützte das aufgrund ihrer Kenntnis der großen gesundheitlichen Risiken, die mit dem homosexuellen Lebensstil in Verbindung stehen.
Allerdings gab es viele andere Stimmen, vor allem von Akademikern, die betonten, daß eine solche Herangehensweise in keiner Weise angemessen sei. Einige von diesen Akademikern akzeptieren nicht die volle kirchliche Lehre bezüglich dieses Themas. Dennoch hat man auf sie gehört.

Die kanadischen Bischöfe haben sich darauf konzentriert, die heterosexuelle Ehe zu fördern und andere Argumente gegen die homosexuelle „Ehe“ einzubringen, jedoch ohne jemals homosexuelle Handlungen ausdrücklich als schädlich zu benennen.

Die Bischöfe waren also unfähig, ihre pastorale Sorge für die Beteiligten an diesem zerstörerischen Lebensstil zu zeigen. Bei seiner Abreise aus Kanada nach Rom äußerte Kardinal Marc Ouellet, der neue Präfekt der Bischofskongregation, in einem Interview seine Sorgen über die katholische „Intelligentsia“ und die „Mentalität des Dissens“, welche jene beherrscht.

Der Kardinal sprach sich für eine „neue geistliche Dynamik“ aus, um „den Geist des Christentums wieder zu erfassen“ und eine „neue christliche  Kultur aufzubauen (…) Genau dafür brauchen wir die Intellektuellen, die Theologen, Philosophen und die Christen, die wirklich an das Evangelium glauben und der Lehre der Kirche betreffs moralischer Fragen zustimmen“, so der Kardinal. „Wir leiden an dieser Mentalität des Dissens, (die) immer noch die Intelligentsia dominiert.“




Die Instruktionen des Vatikans für Bischöfe verbietet das „Schweigen“
Vor dem Schweigen hinsichtlich der harten Wahrheiten über die Homosexualität wurde vom Vatikan besonders gewarnt. Der Mann, der jetzt unser Papst ist, machte während seiner Zeit als Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre in einer öffentlichen Erklärung an die Bischöfe der katholischen Kirche klar, daß das Verschweigen der kirchlichen Lehre über den geistlichen Schaden von homosexuellen Handlungen eine Pseudo-Nächstenliebe darstellt, die „weder Ausdruck echter Sorge noch gültige Pastoral ist“. Das Dokument der Glaubenskongregation von 1986 mit dem Titel „Schreiben an die Bischöfe der Katholischen Kirche über die Seelsorge für homosexuelle Personen“ betont: „Deshalb handelt eine Person, die sich homosexuell verhält, unmoralisch.“

Das Schreiben an die Bischöfe der Welt über Homosexualität fügte hinzu: „Aber wir wollen deutlich machen, daß eine Abkehr von der Lehre der Kirche, oder Schweigen darüber, in einer Bemühung der Seelsorge weder fürsorglich noch pastoral ist. Nur das, was wahr ist, kann letztlich pastoral sein. Die Vernachlässigung der Position der Kirche verhindert, daß homosexuelle Männer und Frauen die Zuwendung erhalten, die sie brauchen und verdienen.“


 Das Beispiel des Vatikans und Papst Benedikts

Im Jahr 2005, wenige Wochen nach der Wahl von Papst Benedikt XVI., machte der verstorbene Kardinal Alfonso López Trujillo, in seiner Funktion als Präsident des Päpstlichen Rates für die Familie, eine der stärksten Aussagen zur Verteidigung der traditionellen Familie, die in der Kirche überhaupt gemacht worden sind.Kardinal Trujillo sagte, daß Parlamente, die „den Weg für die gleichgeschlechtliche ‚Ehe’ öffnen (…), Stück für Stück die Institution der Familie als des wertvollsten Erbes der Völker und der Menschheit zerstören.“ Er nannte die Homosexuellen – „Ehe“ ein „Verbrechen, das die Zerstörung der Welt kennzeichnet.“ Und über die Adoption von Kindern durch homosexuelle Paare sagte er: „Dies würde die Zukunft des Kindes  zerstören. Es wäre ein Akt der moralischen Gewalt gegen das Kind.“

Mit diesen starken Worten erweckte er in vielen das Verständnis für die Gefahren des weltweiten Angriffs auf die Familie.

Wichtig ist, erklärte der Kardinal, daß die Kirche aus Liebe auf diese Gefahren hinweist. Liebe nicht nur für die Gesellschaft insgesamt, sondern auch für Homosexuelle selbst. „Wie ich schon mehrfach gesagt habe“, erklärte der Kardinal, „müssen homosexuelle Menschen respektiert, geliebt und unterstützt werden. Wir müssen ihnen helfen, diese Situation zu überwinden, wenn sie es ernsthaft wollen, und ihnen helfen, zu erkennen, daß es nicht nur ein Leben auf der Erde gibt, sondern ein weiteres Leben (…). Es ist falsch zu sagen, daß die Kirche diese Leute nicht liebt. Sie liebt sie und will sie zum ewigen Heil führen.“

In einer Ansprache an die Römische Kurie am 22. Dezember 2008 forderte Papst Benedikt XVI. hinsichtlich des populären ökologischen Trends eine „humane Ökologie“ unter Wahrung der natürlichen Ordnung des Schöpfers in den Beziehungen zwischen Mann und Frau. In der Sprache durchaus ähnlich der von Kardinal Trujillo, sagte der Heilige Vater, die Kirche müsse „den Menschen vor der Selbstzerstörung bewahren.“ Der Papst sagte: „Wenn die Kirche von der Natur des Menschen als Mann und Frau spricht und verlangt, daß diese Ordnung der Schöpfung respektiert werde, entspricht dies nicht einer veralteten Metaphysik. Was hier dazugehört ,ist der Glaube an den Schöpfer und die Bereitschaft, auf die ‚Sprache’ der Schöpfung zu hören. Dies zu mißachten, würde die Selbstzerstörung des Menschen selbst bedeuten und damit die Zerstörung von Gottes eigenem Werk.“

Der Papst sprach nicht über das Thema, um sich beliebt zu machen oder weil er einen Rachefeldzug gegen Homosexuelle angetreten hatte. Er predigte caritas in veritate, er sprach die Wahrheit aus Liebe, aus Liebe zu Gott und zu Seiner Wahrheit, aus Liebe zur Menschheit als ganzer, aber speziell zu seinen Mitmenschen, die sich selbst mit einem destruktiven sexuellen Lebensstil verletzen.

Für seine Ausführungen wurde der Papst in der gleichgeschalteten Presse gegeißelt. In Tausenden von Nachrichten und Talkshows in der ganzen Welt von Bulgarien bis Indien wurde Papst Benedikt geohrfeigt, weil er gewagt hatte zu sagen, wir sollten uns so viele Sorgen um die Menschheit machen, wie wir das auch bei den tropischen Regenwäldern tun, und daß der Schaden, der dem Plan des Schöpfers für die menschliche Sexualität zugefügt wird, destruktiv und schmerzhaft ist.

Die Homosexuellen-Presse schrieb die geschmacklosesten Schlagzeilen zum Thema, so z. B. in einer in Rosa gehaltenen Schlagzeile in Großbritannien: „Papst Benedikt hat nichts aus seiner Zeit in der Hitler-Jugend gelernt.“ Und: „Papst Benedikts jüngster Ausbruch ‚rechtfertigt’ homophobe Rempeleien und Angriffe.“ Die Berichterstattung in der allgemeinen Presse war kaum weniger beleidigend.

In einer Schlagzeile des „San Francisco Chronicle“ hieß es: „Papst Benedikt zu Weihnachten: Er predigt Bigotterie, verkleidet als Mitleid“, und die Londoner „Times“ meinte: „Weihnachten war nie dazu da, dies zum Thema zu machen.“ Selbst aus medizinischer Sicht ist es Liebe, sich homosexuellen Handlungen zu widersetzen Abgesehen von den zahlreichen medizinischen Fachzeitschriften, welche die Gefahren aufzeigen, die homosexuelle Handlungen begleiten, haben zeitweise führende homosexuelle Aktivisten selbst auf diese Gefahren hingewiesen.

Am 17. Februar 2009 berichtete Kanadas größte Homosexuellen-Zeitung XTRA, daß eine Gruppe von homosexuellen Aktivisten fordere, daß Kanadas Gesundheitssystem der „homosexuellen Gemeinschaft“ mehr Aufmerksamkeit schenke.

Hellquist Gens, einer der Beschwerdeführer, war der geschäftsführende Direktor der „Canadian Health Coalition Rainbow“, eine führende Homosexuellenaktivistengruppe. Er erläuterte ausführlich seine Bedenken über den Gesundheitszustand der homosexuellen Männer und Frauen in Kanada.

Er bemerkte: „Unser Gesundheitsstatus in diesem Land ist einer der schlechtesten (…). Gesundheitsprobleme homosexueller  Kanadier sind eine niedrigere Lebenserwartung als der des Durchschnitts der Kanadier, Selbstmord, ein höherer Prozentsatz von Drogenmißbrauch, Depressionen, unzureichender Zugang zu Pflege und Hilfe, ferner  HIV / AIDS.“

Er fuhr fort: „Es gibt alle Arten von gesundheitlichen Problemen, die endemisch in unserer Gemeinschaft sind. Wir haben höhere Raten von Analkrebs in der männlichen Homosexuellengemeinschaft, Lesben haben höhere Raten von Brustkrebs (…) die Realität ist: es gibt mehr GLBT-Menschen (Gay, Lesbian, Bisexual, Transgender) in diesem Land, die an Selbstmord sterben, als solche, die jedes Jahr an Aids sterben; es gibt mehr Menschen, die einen frühzeitigen Tod an Drogenmißbrauch erleiden, mehr als jene, die an HIV / AIDS sterben (…) „

Und kraftvoll schloß er: „Jetzt, da wir alle heiraten können, gehen alle davon aus, daß wir keine Probleme mehr haben. Ein Großteil der Todesfälle, die in unserer Gemeinde auftreten, ist versteckt – wir sehen sie nicht. Diejenigen von uns, die an der Front arbeiten, sehen sie, und ich bin es müde, meine Bevölkerungsgruppe sterben zu sehen.“

Als Homosexuellenaktivist war er natürlich nicht darum bemüht, den destruktiven Lebensstil zu stoppen, sondern mehr Gesundheits-Dollars in ihre Richtung zu lenken. Allerdings ist es eine Tatsache, daß diese Krankheiten und Erkrankungen mit dem homosexuellen Akt verbunden sind.

Ein guter Freund von mir, ein ehemaliger bekennender Homosexueller und nun gläubiger Katholik, sagt über die katholische Position zur Homosexualität: „Ich glaube nicht, daß die aktuelle Einstellung der katholischen Kirche verletzend ist, ich denke, es ist Liebe. Eine liebevolle Mutter hat manchmal einem Kind zu sagen, nicht in einer schlechten Nachbarschaft zu spielen. Das Kind kann Anstoß nehmen und allen seinen Freunden sagen, wie gemein seine Eltern sind. Vielleicht geht das Kind zur Schule und sagt den Lehrern und dem Schulleiter, daß seine Eltern es mißhandeln … Die Eltern akzeptieren traurig diesen Zorn und die Verurteilung und auch die Drohanrufe von Lehrern und Schulleitern. Aber dennoch müssen die Eltern standhaft bleiben, weil die Eltern das Kind lieben und das Kind vor den Gefahren der schlechten Nachbarschaft schützen wollen. Gute Eltern zu sein, bedeutet manchmal, von Kindern gehaßt zu werden, die gefährliche Forderungen stellen.“

Und weiters: „Wie das Kind in dem obigen Beispiel denken einige Leute in der Homosexuellen-Gemeinschaft, daß die katholische Kirche mit ihrer Position gegenüber homosexuellem Sex unfair ist, und sie haben sich laut und in der Öffentlichkeit darüber beklagt. Die Kirche wurde hart durch Presse, Politiker und Gerichte gepeinigt. Wie die Eltern in dem obigen Beispiel muß die katholische Kirche standhaft sein und den Schmerz und den Schaden dieser schlechten Presse akzeptieren, um die Seelen der Christen zu schützen, die der Lehre der Kirche gehorchen. Gerade weil die katholische Kirche homosexuelle Menschen liebt (wie auch alle anderen Menschen), spricht sie sich gegen homosexuelle Praktiken aus.“  Die geistliche Perspektive 
Manchmal unterrichte ich meine Kinder und die Jugendgruppen, die ich leite, über den Sinn des Lebens. Ich erkläre durch visuelle Beispiele die ewigen Realitäten. Indem ich mit einem Arm auf einen Weg nach oben zeige, lasse ich die  Kinder sich vorstellen, daß es eine Linie gibt, ausgehend von meiner Schulter, verlängert bis unter die Decke, und darüber hinaus, jenseits des Himmels und sogar der Sterne, und weiter ins Unendliche. Dann zeige ich mit meinem Arm auf einen Abwärtspfad  und fordere sie auf, sich eine andere Linie vorzustellen, die sich unter den Boden senkt, unter die Erde, auf die andere Seite der Erde und so weiter ohne Ende. Beide unendlichen Linien, so erkläre ich, beginnen an einem Punkt, ein Punkt, so klein im Vergleich zu den Linien, daß er fast unsichtbar ist – die Stärke eines Blattes Papier.

Ich erkläre, daß dieser Punkt äußerst klein ist – wie unsere gesamte Lebensspanne,  auch wenn wir 100 Jahre lang leben würden. Während unseres Lebens, dieser kurzen und unbedeutenden Zeitspanne, müssen wir entscheiden, wo wir unsere Ewigkeit  verbringen. Im Licht der ewigen Wirklichkeiten wird der Sinn des Lebens klarer. Weit vor allen anderen Erwägungen geht es im Leben darum, zu entscheiden, wo wir die Ewigkeit verbringen – in Himmel oder in der Hölle.

Ich weiß, das ist etwas, was wir heute selten hören. Die Tatsache, daß wir diese Wahrheit selten hören, wurde auch von Papst Benedikt März 2007 konstatiert. Er sagte: „Jesus kam, um uns zu sagen, daß er uns alle im Himmel will, und daß die Hölle, von der so wenig in unserer Zeit gesprochen wird, existiert und ewig ist für jene, die ihr Herz Seiner Liebe verschließen.“

Ist es angesichts solch einer harten Realität nicht eine wirklich liebevolle Tat, jene zu warnen, die sich homosexuellen Handlungen hingeben oder sonstigen sexuellen Verirrungen und dadurch ihr ewiges Leben gefährden?

Was ist, wenn U. Lb. Frau von Fatima recht hat, daß mehr Seelen wegen Sünden der Unreinheit in die Hölle fahren als wegen jeder anderen Sünde?

Eine faszinierende Bestätigung dieser Realität sahen wir im Jahr 2008. Sie kam von einem berühmten anti-katholischen Atheisten namens Penn Jillette als Co-Moderator einer sehr beliebten TV-Serie in Nordamerika, die „Penn & Teller“ heißt. Herr Jillette sagte diese starken Worte: „Wenn Sie glauben, daß es einen Himmel und eine Hölle gibt und daß die Leute in die Hölle fahren oder nicht das ewige Leben bekommen oder was auch immer, und du denkst, daß sie es nicht wirklich wert sind, es ihnen zu sagen, weil es peinlich und sozial unbeholfen aussieht …, — wie sehr mußt du dann jemanden hassen, um ihn nicht zu bekehren? Wie sehr mußt du jemanden hassen, wenn du glaubst, daß ewiges Leben möglich ist, es ihnen aber nicht sagst?“

Die Worte dieses Feindes der Kirche sind gleichsam ein Vorwurf an alle katholischen und christlichen Leiter, die aus Angst, politisch unkorrekt zu handeln und menschliche Achtung zu verlieren, die Gefahr des Geschlechtsverkehrs außerhalb des Planes Gottes verschweigen. 
 Geistliche Perspektive: Die Antwort auf viele Auseinandersetzungen im Kulturkampf Bitte verzeihen Sie mir diesen wichtigen Exkurs.

Diese geistliche Perspektive – die Liebe zu den Seelen, die den vom Weg abgekommenen Katholiken zu retten sucht und dies trotz politischer Unkorrektheit, des Verlustes menschlicher Achtung und der sozialen Mißlichkeiten, die es mit sich bringen würde – ist die Antwort auf einige der am meisten polarisierenden Debatten in der Hierarchie heute. Die Anerkennung der ewigen Folgen von Handlungen wäre definitiv das Ende der großen Meinungsverschiedenheiten unter den Bischöfen über den Empfang der Heiligen Kommunion für Pro-Abtreibungs-Politiker.

Im größten Teil von Nordamerika und Europa hat nur eine kleine Minderheit von Bischöfen sich darauf geeinigt, auf den Rat des Vatikans, des Heiligen Vaters, zu hören. Sie trafen die schwierige, aber notwendige Entscheidung, die heilige Kommunion ‚katholischen’ Politikern zu verweigern, die hartnäckig für Abtreibung eintreten. Die überwiegende Mehrheit beschloß, die Angelegenheit zu ignorieren, und manche Bischöfe sagen öffentlich, sie würden niemals jemandem die heilige Kommunion verweigern.

In Wahrheit aber fehlt es denjenigen an Liebe und seelsorglicher Zuwendung, die sich weigern, ihre abtrünnigen geistigen Kinder zu disziplinieren, indem sie ihnen die Kommunion verweigern.

Der Erzbischof der kanadischen Hauptstadt Ottawa erklärte mir einmal in einem Interview, daß die Verweigerung der Heiligen Kommunion an Pro-Abtreibungspolitiker ein Akt der Liebe für diese katholischen Politiker sei – ein Akt, der den Politiker zurück zur Wahrheit rufe.

Erzbischof Terrence Prendergast sagte: „Die Sorge der Kirche gilt allen, die in schwerer Sünde verharren, in der Hoffnung, daß die medizinischen Maßnahmen sie vom falschen Weg weg- und zur Wahrheit unseres Glaubens hinbringen.“ Er sagte, daß „Arzneimittel“ wie die „Verweigerung der Kommunion“ angewandt werden, „um sie zurück zu bringen auf den Weg Christi, unseres Herrn, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist.“

Diese Perspektive wurde auch von Seiner Eminenz Kardinal Antonio Canizares Llovera in einem Interview eingenommen, das er freundlicherweise LifeSiteNews gewährte. Kardinal Canizares erklärt, daß das Leitprinzip für die Bischöfe angesichts der Verweigerung der Kommunion für Pro-Abtreibungspolitiker in ihren Diözesen „Caritas in veritate“ sein sollte: „Liebe in der Wahrheit.“

Kardinal Canizares erklärte, daß nach katholischer Lehre jene, welche im Zustand schwerer Sünde die Kommunion empfangen, in ernsthafter geistlicher Gefahr sind, und betonte, daß die Zurückhaltung der Kommunion als ein Mittel zu deren geistlichen Gesundung gedacht ist. Er sagte: „Ich denke, daß die stärksten Worte beim hl. Paulus zu finden sind: Derjenige, der zur Eucharistie geht und nicht wirklich vorbereitet ist (und zwar gemäß den kirchlichen Vorschriften), ‚der ißt sich die eigene Verurteilung’ (1 Kor 11,29). Dies ist das Stärkste, was wir sagen können, und die Aussage ist durch und durch wahrhaftig.“

Von den frühesten Tagen der Kirche an war der unwürdige Empfang der heiligen Kommunion verboten – und zwar gerade aus Sorge heraus um diejenigen, die unwürdig kommunizierten. Der hl. Paulus schreibt im elften Kapitel des ersten Briefs an die Korinther:  „Wer also unwürdig von dem Brot ißt und aus dem Kelch des Herrn trinkt, macht sich schuldig am Leib und am Blut des Herrn. Jeder soll sich selbst prüfen; erst dann soll er von dem Brot essen und aus dem Kelch trinken. Denn wer davon ißt und trinkt, ohne zu bedenken, daß es der Leib des Herrn ist, der zieht sich das Gericht zu, indem er ißt und trinkt“ (1 Kor 11,27-29).

Die Aussagen von Kardinal Canizares erinnern uns an jene von Erzbischof Raymond Burke, dem derzeitigen Leiter der Apostolischen Signatur. Während der Präsidentschaftswahlen 2004, als Burke noch Erzbischof von St. Louis war, ließ er dem Kandidaten der Demokraten, Senator John Kerry – der, obwohl er sich als Katholik bekannte, hundertprozentig zu den landesweit führenden Abtreibungslobbyisten hielt – ausrichten, daß er in der St. Louis Diözese nicht zur Kommunion gehen könne.

In einem Interview sagte Erzbischof Burke LifeSiteNews, daß Politikern, die auf dem beharren, was gemäß der Lehre der Kirche eine „schwere Sünde“ ist, die Kommunion zugunsten ihres Seelenheils zu verweigern ist. „Wenn man mit diesen Leuten spricht, dann bemerkt man, daß sie darum wissen“, sagte er. „Sie wissen, daß das, was sie tun, sehr falsch ist. Sie müssen Gott dafür Rechenschaft ablegen. Aber warum sollen wir es mit unserer seelsorglichen Fahrlässigkeit noch verschlimmern, daß sie sich vor Gott für wer weiß wie viele unwürdig empfangene heilige Kommunionen verantworten müssen?“

Aber kehren wir nun zum Thema der Sexualität zurück.
 
Der Ansatz Caritas in Veritate funktioniert Der Ansatz Caritas in Veritate funktioniert. Er wurde getestet und hat sich für hunderte von katholischen Frauen und Männern, die mit Erfolg gegen Versuchungen zu homosexuellen Handlungen kämpfen, als erfolgreich herausgestellt. Die US-Gruppierung Courage („Mut“), von Hw. John Harvey gegründet, scheut sich nicht, die Wahrheit auszusprechen, daß homosexuelle Handlungen Akte schwerer Lasterhaftigkeit darstellen, desgleichen vertuscht sie nicht die Wahrheit über die ungeordnete Natur homosexueller Tendenzen.

Courage kümmert sich freilich in wahrer Liebe um eine fürsorgliche und liebevolle Umgebung, in der Männer und Frauen, die mit den gleichen Problemen kämpfen, zusammenkommen, einander ermutigen und sich nachhaltig in der Bemühung um Keuschheit unterstützen.

Es ist ein schönes Beispiel für den Sieg Christi – angesichts heftigen Ringens mit der Versuchung. Diese Männer und Frauen, die in diesem Bereich um die Keuschheit kämpfen, sind Beispiele für jene von uns, die mit sexuellen Versuchungen aller Art ringen.

Darüber hinaus klingt dieser Ansatz wahrhaftig auch für jene, die außerhalb der Kirche stehen und einen Blick in sie werfen. Die Unwahrhaftigkeit und Heuchelei derjenigen Annäherungsversuche an die homosexuelle „Ehe“, welche „zivile Partnerschaften“ anstatt der „Ehe“ anstreben, fallen jeglicher Sorge für und um Menschen mit homosexuellem Lebensstil in den Rücken.
 
Der Ansatz jedoch, die Gefahr der homosexuellen Handlungen anzusprechen und sich somit auch gegen die gleichgeschlechtliche „Ehe“ als einer gesellschaftlichen Anerkennung jener gefährlichen Handlungen auszusprechen, ist ein schlüssiges Konzept.

Vor Jahren, während der kanadischen Auseinandersetzungen im Vorfeld der Verabschiedung des Gesetzes zur Homosexuellen – „Ehe“, war ich Gastgeber einer wöchentlichen Anruf-Radiosendung, in der das Thema sehr heftig diskutiert wurde. Ich erinnere mich daran, das Thema häufig mit einem Anwalt diskutiert zu haben, der beharrlich für die Homosexuellen – „Ehe“ eintrat.


Wir diskutierten über Monate hinweg stundenlang über die Ehe und ihren Nutzen für die Gesellschaft und ihre Notwendigkeit für Kinder, aber er führte immer wieder gegenteilige Argumente an. „Wie wird meine Ehe mit meinem homosexuellen Partner Ihre Ehe beeinflussen?“, fragte er oft.

Eines Tages schließlich erklärte ich ihm, daß das Christentum sich nicht um Diskriminierung und Vorurteile dreht, nicht um das Urteilen und Verurteilen, nicht um Hass und Fanatismus, sondern um die Liebe. Es geht um die Liebe zu Gott und die Liebe zum Nächsten – das heißt: zur gesamten Menschheit. Ich mache mir genug Sorge um meine Brüder und Schwestern im homosexuellen Lebensstil, sagte ich ihm, um sie davor zu warnen, daß homosexueller Sex allen Beteiligten schadet. Die Ärzte haben die physischen Schäden, den er verursacht, aufgezeigt, Psychologen haben auf die emotionalen und psychologischen Schäden hingewiesen. Aber über diesen sehr ernsten Überlegungen stehen die spirituellen Verwundungen als Folge dieses Sexualverhaltens.

Ich sagte ihm, es wäre für mich nicht leicht, solche Dinge öffentlich zu sagen, es würde mich ja nicht gerade beliebt machen. Ich bemerkte, daß das in Kanada geradezu riskant sei, nachdem ja einige Christen vor Gericht gestellt und verurteilt worden seien, weil sie objektive Opposition gegen Homosexualität geäußert hatten. Ich sagte aber, ich sei bereit, meine Freiheit aus Liebe für meine Brüder und Schwestern im homosexuellen Lebensstil zu riskieren.

Darauf schwieg der gesprächige Anwalt. Funkstille im Radio wirkt etwas seltsam, da die Leute dann anfangen, sich zu fragen, ob sie den Sender verloren haben. Als er schließlich wieder zu reden begann, sagte er: „Ich hoffe, daß die ganze Kirche denselben Zugang zu diesem Thema bekommt, aus dieser altruistischen Perspektive.“

Diese Bemerkung hat mich viele Jahre lang begleitet. Nein, er hat sich nicht auf der Stelle bekehrt, aber er konnte sehen, daß die Position, die ich geäußert hatte, nämlich die der Kirche, aus der Liebe stammte. Es war ein Durchbruch – ein Durchbruch, der jetzt durch die mutigen Stimmen der Hirten Christi der ganzen Welt vermittelt werden muß.



Die Umkehr hat begonnen
Wir alle müssen so handeln, angefangen bei den Hirten.

Einige Bischöfe, sogar im Westen, haben damit schon begonnen. Vor weniger als zwei Monaten folgte in den Vereinigten Staaten Bischof Thomas Olmsted von Phoenix dem Beispiel von Papst Benedikt, dieses Problem mit Liebe in der Wahrheit anzugehen – eben mit caritas in veritate.

“Liebe und Wahrheit gehen Hand in Hand“, sagte er. „Jeder, der wahre Liebe erfährt, weiß das. Wir wollen, daß jene, die wir lieben, die Wahrheit kennen. Als Katholiken wollen wir die Menschen authentisch lieben und nicht auf eine mittelmäßige Art und Weise, die aus einer oberflächlichen Sorge um politische Korrektheit die Gefahren im Leben einer Person ignorieren würde. Wir brauchen nicht zu befürchten, daß es eine Verletzung der Liebe ist, wenn wir die Wahrheit klar und mit Liebe aussprechen.“

Bischof Olmsted fügte hinzu: „Sowohl die Lehre der Kirche als auch das Studium der Wirklichkeit, d. h. des Naturrechtes, zeigen, daß Homosexualität ein objektiv ungeordnetes Verhalten ist – das bedeutet, daß es nicht der gottgegebenen Realität des geschlechtlich differenzierten menschlichen Wesens entspricht. Den homosexuellen Lebensstil nachsichtig zu entschuldigen, ist daher niemals ein Schritt zur Förderung des wahren Glücks einer Person.“
  Warum gerade ich? Sie mögen sich jetzt gerechtfertigterweise fragen, wer ich als einfacher Laie bin, daß ich den Bischöfen und Priestern sage, was sie tun sollen.

Ich sage ihnen nicht, was sie tun sollen. Ich flehe sie inständig an, das Rechte zu tun,  wie es vom Heiligen Vater gelehrt wird. Als Vater von sieben Kindern flehe ich sie zum Wohl dieser Kleinen an.
 
Außerdem bin ich selbst ein von der Sucht nach abweichendem Sexualverhalten Bekehrter. Mein Kreuz war nicht die Homosexualität, sondern die Pornographie. Ich befand mich auf der anderen Seite, indem ich viele Jahre weit weg von der Lehre der Kirche lebte.
 
Zum Glück hatte ich niemanden, der mir sagte, daß das in Ordnung wäre. Mein verstorbener Vater war ein treuer und frommer Katholik, der täglich zur heiligen Messe ging und nie einen Tag ohne Rosenkranz verstreichen ließ. Sogar als ich noch ein Kind war, sagte er manchmal zu mir: „Lieber würde ich dich jetzt gleich sterben als in ein Leben der Sünde fallen sehen.“

Er war ein Mann, der für seinen „extremen“ Glauben von seinen Kollegen und Freunden lächerlich gemacht wurde, sogar von seiner eigenen Familie. Auch ich habe ihn ausgelacht. Ich erinnere mich, daß ich manchmal um drei Uhr nachts von der Disco nach Hause kam und meinen Vater immer noch im Gebet neben seinem Bett kniend vorfand – zweifellos für seinen mißratenen Sohn betend. Manchmal war er – immer noch kniend – auf das Bett gesunken, weil er im Gebet eingeschlafen war. „Dummer alter Mann“, sagte ich zu mir selbst, wie ich mich erinnere.

Sieben Jahre, in denen ich den Glauben aufgegeben hatte, versuchte ich mein nagendes Gewissen mit dem Gedanken zu erleichtern, daß Gott nicht existiere. Aber mein Leben begann unausweichlich zu bröckeln. Ich befand mich schließlich am tiefsten Punkt meines Lebens. Ich war in der Gefahr, meine Freundin zu verlieren – und sogar meine Freiheit, da ich mit dem Gesetz in Konflikt geraten war.

Ich konnte mich außer an Gott nirgendwohin wenden. Ich nahm ein Buch zur Hand, das mir mein Vater gegeben hatte, als ich gerade vom Glauben abgefallen war: Die vollkommene Hingabe an Maria vom heiligen Ludwig Maria von Montfort. In diesem Buch lernte ich, daß Christus zu folgen bedeutete, Ihm ohne Rückversicherung mein ganzes Leben zu geben –  nicht nur die Sonntagvormittage. Es bedeutete eine völlige Veränderung, und meine Glaubenskrise brach aus.

Ich hatte mich ja davon überzeugt, daß es Gott nicht gibt, wie könnte ich daher jetzt mein Leben für etwas Imaginäres opfern.
 
Ich nahm das Buch unter meinen Arm und nahm mir vor, mit meinem Papa darüber zu sprechen. An diesem Punkt meines Lebens war ich so verwirrt, daß ich nur eins wußte: Mein Papa liebt mich. Er hatte soviel mit mir mitgemacht, und doch blieb er standhaft in der Fürsorge und Liebe für mich, indem er es nicht aufgab, mich zu warnen, daß mein ewiges Leben gefährdet sei – doch er tat dies in Liebe.

Ich wollte ihm sagen: „Papa, das Einzige, was ich im Leben mit Sicherheit weiß, ist, daß du mich liebst, und so möchte ich, daß du mir die Wahrheit sagst. Ich habe dieses Buch der Vollkommenen Andacht gelesen, das du mir gegeben hast. Es bedeutet, daß ich mein ganzes Leben aufzugeben habe, und das möchte ich nicht tun, es sei denn, daß es wahr ist.“
Ich bereitete mich mental auf diese kleine Rede vor, als ich zu meinem Vater ging. Als ich zu ihm kam, sah ich ihn an, und sein ganzes Leben sprach zu mir. Hier war ein Mann, der die meiste Zeit seines Lebens für die Ausübung dieses Glaubens lächerlich gemacht worden war. Dessen Kollegen ihn verspotteten, dessen Freunde ihn hänselten und dessen Familie er peinlich geworden war und die zeitweise grausam zu ihm war, weil er seinen Glauben ausübte.

Es war hauptsächlich seine Ausdauer in all dieser Verfolgung, sogar freudige Ausdauer, die meinen selbstgemachten Unglauben überwand und meine Zweifel durchbrach. Offensichtlich ist Gott wirklich, Sein Weg Wahrheit. Und von diesem Moment an lebte ich für Christus.

Ich habe dann eigentlich nie meinem Vater die vorbereitete Frage gestellt. Alles wurde mir mitgeteilt, als ich ihn an jenem Tag ansah.

In der Tat habe ich ihm damals nicht einmal von dem Vorfall erzählt, erst viele Jahre später. Es war sein Leben, das zu mir sprach, insbesondere die Verfolgung und der Spott, den er für seine Treue erduldete, für das Aussprechen der gesellschaftlich peinlichen Wahrheiten über die ewigen Konsequenzen der Sünde. Dafür, daß er mich so sehr liebte, daß er mir die Wahrheit sagte, auch wenn ich ihn dafür auslachte.
 Schlußfolgerung Daher flehe ich Sie, gute Priester und Bischöfe, an, mit Überzeugung und Liebe Christi Wahrheiten vor allem in diesen schwierigen Bereichen der menschlichen Sexualität auszusprechen. Sie werden dafür kritisiert werden, aber Sie müssen darauf vertrauen, daß Gott dafür sorgen wird, daß die Wahrheit gut angenommen werden wird. Vielleicht werden einige, so wie ich, sehen, daß Sie die Verfolgung geduldig und ohne zu schwanken hinnehmen, und dadurch überzeugt werden.

Wie es auch der neue Präfekt der Kongregation für die Bischöfe in einem Interview sagte, als er sich für die Abreise von meinem Heimatland Kanada vorbereitete: Bischöfe „benötigen die Unterscheidung der Geister und nicht nur politische Risikokalkulation, ob die Botschaft ankommt oder nicht.“ Er sagte: „Wir müssen es wagen, zu den Tiefen der Herzen zu sprechen, wo der Geist des Herrn die Menschen über das hinaus, was wir berechnen können, berührt.“

Die Liebe fordert das und die Zukunft des Christentums hängt davon ab.

Wie kann ich sagen, daß die Zukunft des Christentums davon abhängt? Wir wissen, daß Christus mit seiner Kirche bis ans Ende der Zeiten sein wird. Doch speziell in diesem Kampf mit der Homosexualität steht eine Zeit der Verfolgung der Kirche bevor.
 
Dies wiederum ist nicht meine Einschätzung, sondern jene des Heiligen Vaters Papst Benedikt XVI. In einer Ansprache nur 18 Tage vor seiner Wahl zum Papst und einen Tag vor dem Tod von Papst Johannes Paul II. sagte er, damals noch als Kardinal Joseph Ratzinger: „Sehr bald wird es nicht mehr möglich sein festzustellen, daß Homosexualität, wie die katholische Kirche lehrt, eine objektive Unordnung in der Struktur der menschlichen Existenz ist.“
 
Ja, die Zeit kann kommen, wenn uns demnächst verboten wird, die Wahrheiten der Kirche auszusprechen. Werden wir dann den Mut haben, die Wahrheit Christi zu verkünden angesichts der Möglichkeit, unsere Freiheit zu verlieren oder vielleicht sogar unser Blut zu vergießen?
 
Wenn wir jetzt das Schweigen vorziehen, aufgrund kulturellen Drucks, des Verlustes menschlichen Respekts und politischen Kalküls, wie können wir uns dann einbilden, wir würden uns trauen, wenn die Strafen bis hin zu Haft, Folter und Tod verschärft werden, für die Wahrheit Christi in den kommenden Zeiten unsere Stimme zu erheben?



John-Henry Westen, Vater von sieben Kindern, ist Mit-Gründer und Chefredakteur von LifeSiteNews.com  
   
Originalquelle:
Communicating the Church’s Truth on Sexuality in an Hostile Culture, unter:http://www.lifesitenews.com/ldn/2010/oct/10100707.html

Das Künden der Wahrheit und die Liebe

(hli.at) „Das Künden der Wahrheit zu unterlassen, ist nie ein Zeichen brüderlicher Liebe.“ – John Smeaton, Vorsitzender der weltweit ältesten Pro-Life-Organisation SPUC (Society for the Protection of Unborn Children) stellt die Rede des am 20. November 2010 in den Kardinalsrang erhobenen Erzbischofs Raymond L. Burkes, gehalten im Oktober diesen Jahres beim V. Internationalen Welt-Gebets-Kongreß für das Leben in Rom, in eine Reihe mit solchen Grundsatzdokumenten wie Humanae vitae und Evangelium vitae. – HLI-Österreich veröffentlicht den Vortrag Seiner Eminenz in eigener Übersetzung im Wortlaut.  Katholische Orthodoxie –
Das Gegenmittel zur Kultur des Todes

Vortrag, gehalten beim V. Internationalen Welt-Gebets-Kongreß für das Leben
im ISTITUTO PATRISTICO «AUGUSTINIANUM», Rom, 9. Oktober 2010

von Erzbischof em. Raymond Leo Burke

Einleitung

Es ist klar, daß wir gegenwärtig in einem Zeitabschnitt leben, in dem wir den heftigen und entscheidenden Kampf im Voranschreiten einer Kultur des Lebens weltweit erfahren. Viele Regierungen und internationale Organisationen verfolgen offen und aggressiv eine säkulare Agenda, die gegen das Leben und gegen die Familie gerichtet ist. Selbst wenn religiöse Formulierungen benutzt werden und der Name Gottes beschworen wird, werden den Menschen Programme und politische Richtlinien ohne jede Achtung vor Gott und dessen Gesetz vorgeschlagen, in den Worten des verehrungswürdigen Papstes Johannes Paul II.: „als wenn es Gott nicht gäbe“ (Nachsynodales Apostolisches Schreiben Christifideles laici, Über die Berufung und Sendung der Laien in Kirche und Welt, 30. Dezember 1988, 34).

Heute mehr denn je hat die Welt das in Schrift und Tradition zum Ausdruck gebrachte konsistente Zeugnis der Wahrheit nötig, welches die Möglichkeitsbedingung einer Kultur ist, die das Geschenk des Lebens und dessen Ursprung in der Zeugung vollauf achtet, d.h. das Zusammenwirken von Mann und Frau mit dem Schöpfer in der ehelichen Vereinigung sowie in der häuslichen, durch die Ehe grundgelegten Erziehung.

In seiner Enzyklika Caritas in veritate (Über die ganzheitliche Entwicklung des Menschen in der Liebe und in der Wahrheit, Sozialenzyklika von Papst Benedikt XVI.  vom 29. Juni 2009) lehrt uns Papst Benedikt XVI., daß die Entwicklung, für die Gott den Menschen erschaffen hat, durch die Errichtung der Kultur des Lebens vollendet wird:

    „Darum stellen uns die Liebe und die Wahrheit vor einen ganz neuen und     kreativen Einsatz, der freilich sehr umfangreich und komplex ist. Es geht darum,     die Vernunft     auszuweiten und sie fähig zu machen, diese eindrucksvollen neuen     Dynamiken zu erkennen und auszurichten, indem man sie im Sinn jener »Kultur     der Liebe« beseelt, deren Samen Gott in jedes Volk und in jede Kultur gelegt     hat“ (Caritas in veritate, 33).

Unsere unermüdliche Förderung der Kultur des Lebens, im Einklang mit der vom Lehramt der Kirche verkündeten Wahrheit, antwortet in der Tat auf die tiefste Sehnsucht eines jeden Menschen und einer jeden Gesellschaft. Sie antizipiert und bereitet vor „den neuen Himmel und die neue Erde“ (Offb 21,1), die unser Herr Jesus Christus bei Seinem endgültigen Kommen errichten wird.

Fundamentale Voraussetzungen

Eine erste fundamentale Voraussetzung meiner Darlegung besteht in der Wahrheit, daß der Kampf gegen die totale Säkularisation, welche sich per definitionem gegen das menschliche Leben und die Familie richtet, voller Hoffnung ist. Er ist beileibe nicht vergeblich, d.h. zwangsläufig zum Scheitern verurteilt. Die fundamentale Voraussetzung ist der Sieg des Lebens, den unser Herr Jesus Christus bereits errungen hat. 

Christus belebt die Kirche zur rechten Zeit mit der Gnade Seines Sieges über Sünde und Tod, bis zur Vollendung des Sieges, der bei Seinem letzten Kommen erreicht sein wird, im himmlischen Jerusalem. Trotz der schwerwiegenden Situation in unserer Welt, wo unschuldiges und wehrloses Leben angegriffen und die Integrität der Ehe als der Vereinigung eines Mannes und einer Frau in einem Bund lebenslanger, treuer und  zeugender Liebe attackiert wird, bleibt weiterhin eine starke Stimme, die unsere kleinsten und  verwundbarsten Brüder und Schwestern ohne Einschränkung oder Ausnahme verteidigt, ebenso wie die Wahrheit über die eheliche Vereinigung, so wie sie Gott in der Schöpfung grundlegte. Die christliche Stimme, die Stimme Christi, übermittelt durch die Apostel, bleibt kaftvoll in unserer Welt. Die Stimme der Männer und Frauen guten Willens, die das Gesetz Gottes, das in ihr Herz eingeschrieben ist, erkennen und ihm gehorchen, bleibt kraftvoll in unserer Welt.

Während wir in einer total säkularisierten Kultur leben, müssen wir unsere Augen öffnen um wahrzunehmen, daß viele den menschlichen Bankrott unserer Kultur erkennen und hoffnungsvoll Ausschau halten nach der Kirche,  um aufs Neue mit Begeisterung und Festigkeit die gottesfürchtigen und christlichen Grundlagen jeder menschlichen Gesellschaft einzufordern. Gott hat uns erschaffen, um das Leben zu wählen; der menschgewordene Sohn Gottes hat den Sieg des Lebens für uns gewonnen, den Sieg über die Sünde und den immerwährenden Tod (vgl. Dt 30,19; Joh 10,10). Darum dürfen wir nie in dem Kampf aufgeben, eine Kultur zu etablieren, die auf der Wahl des Lebens gründet, welche Gott in unser Herz eingeschrieben hat, und auf dem Sieg des Lebens, den Christus in unserer menschlichen Natur gewonnen hat. Tatsächlich werden wir täglich Zeuge, wie gottesfürchtige Brüder und Schwestern sich engagieren, auf daß die Angelegenheit des Lebens und der Familie in ihrem Zuhause, in ihren Gemeinwesen, in ihren Heimatländern und in der Welt voranschreitet.

Eine zweite fundamentale Voraussetzung meiner Darlegung ist die wesentliche Beziehung, die zwischen der Achtung des menschlichen Lebens und der Achtung hinsichtlich der Integrität von Ehe und Familie besteht. Der Anschlag auf das unschuldige und wehrlose Leben der Ungeborenen hat seinen Ursprung in einem irrigen Blick auf die menschliche Sexualität, der durch mechanische oder chemische Mittel die wesentlich prokreative Natur des ehelichen Aktes zu eliminieren sucht. Der Irrtum behauptet, daß der künstlich abgeänderte eheliche Akt weiterhin seine Integrität behält. Der behauptete Anspruch geht dahin, daß der Akt vereinigend und liebend sei, auch wenn die prokreative Natur des Aktes radikal verletzt wurde. Tatsächlich ist der Akt nicht vereinigend, da einer oder beide Partner einen wesentlichen Anteil der Hingabe, welche die Mitte des ehelichen Aktes ausmacht, zurückbehält. Die sogenannte kontrazeptive Mentalität ist im Kern gegen das Leben gerichtet. Viele Arten der sogenannten Verhütung sind tatsächlich abtreibend, d.h. sie zerstören am Beginn ein Leben, das bereits empfangen worden ist.

Die Manipulation des ehelichen Aktes hat, wie der Diener Gottes Papst Paul VI. prophetisch beobachtete, zu vielen Formen der Gewaltausübung hinsichtlich der Ehe und des familiären Leben geführt (vgl. Papst Paul VI., Humanae vitae, Über die rechte Ordnung der Weitergabe menschlichen Lebens, 25. Juli 1968, 7). Durch die Ausbreitung der Verhütungsmentalität, zumal unter den jungen Menschen, wird die menschliche Sexualität nicht länger als das Geschenk Gottes betrachtet, welches Mann und Frau in einem lebenslangen und treuen Band der Liebe zusammenführt, das durch das Geschenk neuen menschlichen Lebens gekrönt wird, sondern vielmehr als ein Mittel persönlicher Selbstbefriedigung. Wird jedoch die sexuelle Vereinigung nicht länger wahrgenommen als das, was sie von ihrer eigentlichen Natur her ist, nämlich zeugend, dann wird die menschliche Sexualität mißbraucht auf Arten, die zutiefst verletzend sind und in der Tat destruktiv für Einzelne wir für die Gesellschaft selbst. Man muß lediglich an die Verwüstung denken, die unserer Welt täglich durch die millionenschwere Dollarindustrie der Pornographie zugefügt wird. Für das Voranbringen der Kultur des Lebens ist die Verkündigung über die Wahrheit des ehelichen Aktes in seiner ganzen Fülle wesentlich sowie die Korrektur des Verhütungsdenkens, welches das Leben fürchtet und den Zeugungsakt fürchtet.

Es ist aufschlußreich zu bemerken, daß Papst Benedikt XVI. in seiner Sozialenzyklika Caritas in veritate besonders auf die Enzyklika Humanae vitae von Papst Paul VI. Bezug nimmt, indem er deren Bedeutung unterstreicht, „um den vollkommen menschlichen Gehalt der von der Kirche vorgeschlagenen Entwicklung zu beschreiben“ (Caritas in veritate, 15). Papst Benedikt XVI. macht deutlich, daß die Lehre von Humanae vitae nicht „eine bloß individuelle Moral“ war, indem er erklärt:

    „Humanae vitae zeigt die starken Verbindungen auf, die zwischen der Ethik des     Lebens und    der Sozialethik bestehen, und hat damit eine lehramtliche     Thematik eröffnet, die nach und    nach in verschiedenen Dokumenten Gestalt     gewonnen    hat, zuletzt in der Enzyklika Evangelium vitae Papst Johannes    Pauls II.“ (Caritas in veritate, 15).

Der Heilige Vater erinnert uns daran, welch wesentlichen Anteil das rechte Verständnis unserer Sexualität in einer wahrhaft menschlichen Entwicklung hat.

Indem er die ganze Frage der Fortpflanzung behandelt, unterstreicht er die entscheidende Natur des rechten Verständnisses von menschlicher Sexualität, Ehe und Familie. Er erklärt:

    „Die Kirche, der die wahre Entwicklung des Menschen am Herzen liegt,    empfiehlt ihm die umfassende Achtung menschlicher Werte, und dies gilt auch     für den Umgang mit der Sexualität: Man kann sie nicht auf eine lediglich    hedonistische und spielerische Handlung reduzieren, so wie man die    Sexualerziehung nicht auf eine technische Anleitung reduzieren kann, deren    einzige Sorge es ist, die Betroffenen vor eventuellen Ansteckungen oder vor    dem »Risiko« der Fortpflanzung zu schützen. Das würde einer Verarmung und    Mißachtung der tiefen Bedeutung der Sexualität gleichkommen, die jedoch    sowohl von der einzelnen Person wie von der Gemeinschaft anerkannt und    verantwortungsvoll angenommen werden soll“ (Caritas in veritate, 44).

Die Achtung vor der Integrität des ehelichen Aktes ist wesentlich für die Förderung der Kultur des Lebens. In den Woirten Papst Benedikts XVI. ist es notwendig, „den jungen Generationen wieder die Schönheit der Familie und der Ehe vor Augen zu stellen sowie die Übereinstimmung dieser Einrichtungen mit den tiefsten Bedürfnissen des Herzens und der Würde des Menschen“ (Caritas in veritate, 44).

Dementsprechend bemerkt der Papst, daß

    „die Staaten dazu aufgerufen (sind), politische Maßnahmen zu treffen, die die    zentrale Stellung und die Unversehrtheit der auf die Ehe zwischen einem    Mann und einer Frau gegründeten Familie, der Grund- und Lebenszelle der    Gesellschaft, dadurch fördern, indem sie sich auch um deren     wirtschaftliche    und finanzielle Probleme in Achtung vor ihrem auf  Beziehung beruhenden    Wesen kümmern“ (Caritas in veritate, 44).

Das Lehramt und die Förderung der Kultur des Lebens

Die Verbindung des Lehramtes zu unserem ewigen Heil liegt allein schon im Ursprung unseres Lebens in Christus. In einer Welt, die vor allem anderen den Individualismus und die Selbstbestimmung hochhält, ist der Christ leichthin versucht, das Lehramt in Verbindung mit seinem Individualismus und seinem Streben nach Selbstverwirlichung zu sehen. Mit anderen Worten: er ist versucht, die Autorität des Lehramtes zu relativieren. Dieses Phänomen ist heutzutage allgemein bekannt als „Cafeteria-Katholizismus“.

Der Dienst des Bischofs, des treuen Hirtens seiner Herde, ist wesentlich und in der Tat unersetzbar. Der verehrungswürdige Papst Johannes Paul II. hat in seinem  nachsynodalen apostolischen Schreiben Pastores gregis zum Thema „Der Bischof – Diener des Evangeliums Jesu Christi für die Hoffnung der Welt“, welches am 25. Jahrestag seiner Wahl auf den Stuhl Petri, am 16. Oktober 2003, promulgiert wurde, den Ritus der Bischofsweihe in Erinnerung gerufen, zumal wenn das Evangeliar während des Weihegebetes, das die Form des Sakramentes enthält, „über das Haupt des Erwählten“ gehalten wird, und bemerkt:

    „Damit soll einerseits zum Ausdruck gebracht werden, daß das Wort den    Dienst des Bischofs umfängt und behütet, und andererseits, daß das    Leben des Bischofs ganz dem Wort Gottes unterworfen sein muß in der    täglichen Hingabe an die Verkündigung des Evangeliums in geduldiger    Belehrung (vgl. 2 Tim 4)“ (Pastoris gregis, 28).

An einer früheren Stelle dieses Apostolischen Schreibens betont der Papst, „daß der Verkündigung Christi stets der erste Platz zukommt und daß der Bischof durch sein Wort und durch das Zeugnis seines Lebens der erste Verkünder des Evangeliums ist.“ Daraufhin ermahnt er die Bischöfe, „sich der Herausforderungen bewußt (zu) sein, die die gegenwärtige Stunde mit sich bringt, und den Mut (zu) haben, sich diesen zu stellen“ (Pastores gregis, 26).

Der gesamte Inhalt unseres Glaubens – das, was der heilige Paulus im Ersten und Zweiten Brief an Timotheus das depositum fidei (das Glaubensgut) nennt – ist begründet in der Heiligen Schrift und in der Tradition (1 Tim 6,20 und 2 Tim 1, 12-14). Der Glaube in seiner Gesamtheit wurde der Kirche Christi anvertraut durch den Dienst der Apostel. Das depositum fidei ist die Lehre der Apostel und das Leben dieser Lehre im Gebetsleben und im sakramentalen Leben, sowie das Bezeugen der Lehre im sittlichen Leben. Die Grundlage ist die gesunde Lehre, die ihren höchsten Ausdruck in den Sakramenten findet, vor allem in der Eucharistie, und die bezeugt wird im heilgmäßigen Leben des Gläubigen (vgl. Katechesmus der Katholischen Kirche, 84).

Die Verantwortung für das depositum fidei, das Glaubensgut, wie für dessen Weitergabe in jeder Zeit „ist nur dem lebendigen Lehramt der Kirche anvertraut“ (Zweites Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution über die göttliche Offenbarung, Dei verbum, 18. November 1965, 10). „Das lebendige Lehramt“ oder das Magisterium der Kirche, ausgeübt vom Bischof von Rom und den Bischöfen in Einheit mit ihm, hat seine Vollmacht von unserem Herrn Jesus Christus. Christus hat den Aposteln, mit Petrus an deren Spitze, und ihren Nachfolgern, den Bischöfen, mit dem Nachfolger des Petrus an deren Spitze, die Vollmacht übertragen, die Lehre authentisch auszulegen (vgl. KKK, 85).

Der Bischof von Rom und die Bischöfe sind Diener Christi und Seines heilgen Wortes. Das Lehramt „lehrt nichts, als was überliefert ist, weil es das Wort Gottes aus göttlichem Auftrag und mit dem Beistand des Heiligen Geistes voll Ehrfurcht hört, heilig bewahrt und treu auslegt“ (Dei verbum, 10). Der Bischof von Rom und die Bischöfe in Einheit mit ihm lehren nur das, was als göttlich geoffenbarte Wahrheit im depositum fidei enthalten ist (vgl. KKK, 86).

Das Lehramt legt im Gehorsam gegenüber Christus und durch die von der besonderen Gnade des Heiligen Geistes verliehenen Kraft das Wort Gottes, welches in den heiligen Schriften und der Überlieferung enthalten ist, aus, und zwar hinsichtlich des Glaubens und der Sitten. Der römische Pontifex und die Bischöfe in Einheit mit ihm definieren die Glaubensdogmen, d.h. die Wahrheiten, die im depositum fidei enthalten sind, und Wahrheiten, „die mit diesen in einem notwendigen Zusammenhang stehen“ (KKK, 88).

Was die Sittenlehre betrifft, legt das Lehramt in Treue den Dekalog vor und die Erfordernis eines Lebens der Tugenden. Das Lehramt würde in seiner gottgegebenen Sendung versagen, wenn es die lebendige Tradition nicht auf die Umstände des täglichen Lebens in Christus anwenden würde. Der verehrungswürdige Papst Johannes Paul II. hielt mit folgenden Worten die Bischöfe an, das Magisterium hinsichtlich des sittlichen Lebens auszuüben:

    „Die von der Kirche aufgestellten Vorschriften spiegeln die göttlichen Gebote     wider, die ihre Zusammenfassung und ihre Krönung im Liebesgebot des     Evangeliums finden. Das Ziel, das jede göttliche Vorschrift anstrebt, ist das     höchste Wohl des Menschen. (…)  Man darf zudem nicht vergessen, daß die     Zehn Gebote fest in der menschlichen Natur selbst verwurzelt sind und daß     darum die Werte, die sie verteidigen, universale Gültigkeit besitzen. Das gilt     besonders für das menschliche Leben, das von seiner Empfängnis bis zu     seinem Ende durch den natürlichen Tod verteidigt werden muß, die Freiheit     der Menschen und Völker, die soziale Gerechtigkeit und die Strukturen zu     deren Durchsetzung“ (Pastores gregis, 29).

In einer Kultur, die – wie es unser Heiliger Vater in seiner Predigt am Beginn des Konklaves, in welchem er zum Nachfolger Petri gewählt wurde, nannte – von der „Diktatur des Relativismus“ befallen ist, trägt der Bischof als der hauptsächliche Lehrer  in Glaubens- und Sittenfragen in seiner Diözese eine besonders schwere und bleibende Bürde im Vorlegen der gesunden Lehre, welche das Wohl aller Gläubigen gewährleistet, vor allem jener, die nicht in der Lage sind, sich selbst zu schützen oder zu verteidigen (zur „Diktatur des Relativismus“, s. „Initium Conclavis“, Acta Apostolicae Sedis, 97 (2005), 687).

Die Katechese ist höchste fundamentale Verantwortung, die der Bischof im Namen des Wohls aller seiner Obhut anvertrauten Gläubigen ausübt, letztlich im Hinblick auf ihr ewiges Heil. Johannes Paul II. erinnerte die Bischöfe daran, daß sie ihre Verantwortung durch das Kerygma erfüllen, die Erstverkündigung, „die immer notwendig ist, um den Glaubensgehorsam zu wecken, die sich aber gerade in der von religiöser Gleichgültigkeit und Unwissenheit so vieler Christen gekennzeichneten Situation der heutigen Zeit als noch dringender erweist“ (Pastores gregis, 29). Vereint mit dem kerygma ist die Katechese derjenigen, die sich den Glauben angeeignet haben und sich um Glaubensgehorsam bemühen. Papst Johannes Paul II. erklärte: „Deshalb ist es Pflicht jedes Bischofs, in seiner Teilkirche die effektive Priorität einer aktiven und wirksamen Katechese zu gewährleisten. Ja, er muß selber seine Sorge um die Katechese durch direktes Eingreifen wahrnehmen, das darauf abzielt, eine echte Liebe für die Katechese zu wecken und zu pflegen“ (Pastores gregis, 29).

Johannes Paul II. erinnert in der soeben zitierten Exhortatio die Bischöfe gleichfalls daran, daß das Lehramt die Vorschriften des natürlichen Sittengesetzes, die Gott dem Menschen ins Herz hinein geschrieben hat, enthält sowie die entsprechenden Erfordernisse im Verhalten, die der menschlichen Natur selbst inhärent sind und zur Ordnung der Welt, Gottes Schöpfung, gehören. Der Gehorsam gegenüber den Forderungen des natürlichen Sittengesetzes ist heilsnotwendig, darum fällt die Lehre des natürlichen Sittengesetzes in den Bereich der Vollmacht des Lehramtes und ist Teil von dessen erhabener Verantwortung: „Wenn das Lehramt der Kirche die Vorschriften des sittlichen Naturgesetzes in Erinnerung ruft, übt es einen wesentlichen Teil seiner prophetischen Aufgabe aus, den Menschen zu verkünden, was sie in Wirklichkeit sind, und sie daran zu erinnern, was sie vor Gott sein sollen“ (KKK, 2036). Wenn Bischöfe und Gläubige sich selbst mit Geist und Herz gehorsam den Antrieben des Heiligen Geistes unterwerfen, dann leuchtet die ewiggültige Wahrheit kraftvoll in der gesamten Kirche auf und erbaut den Leib Christi und bewirkt die Wandlung der Welt.

Die Antwort beider, des Bischofs und der Gläubigen, auf die Ausübung der Lehrautorität Christi ist Gehorsam, da sie in den verkündeten, den Glauben und die Sitten betreffenden Wahrheiten die unfehlbare Leitung zu ihrem Heil in Christus finden, der zu Seinen Aposteln sagte: „Wer euch hört, der hört Mich“ (Lk 10, 16). Die Worte unseres Herrn sind unmißverständlich in ihrer Bedeutung für uns.

Gehorsam dem Lehramt gegenüber ist eine Tugend, die man erwirbt, indem man diesen Gehorsam praktiziert. Wenn die Hirten der Herde dem Lehramt, dessen Ausübung ihnen obliegt, gehorsam sind, dann wachsen die Mitglieder der Herde im Gehorsam und schreiten mit Christus voran auf dem Weg des Heils. Wenn der Hirte nicht gehorsam ist, dann gibt die Herde leichthin der Verwirrung und dem Irrtum nach. Der Hirte muß zumal aufmerksam sein auf die Anschläge Satans, der weiß, daß dann, wenn er den Hirten niederschlagen kann, es ein Leichtes ist, die Herde zu zerstreuen (vgl. Sach 13,7).

In seiner Enzyklika Fides et ratio (Über das Verhältnis von Glaube und Vernunft) gemahnte uns der verehrungswürdige Papst Johannes Paul II. daran, daß das Magisterium strengstens an die Heilige Überlieferung und an die Heilige Schrift gebunden ist, während zur gleichen Zeit Heilige Überlieferung und Heilige Schrift von einer Generation in die nächste weitergereicht werden durch den Gehorsam dem Magisterium gegenüber. Papst Johannes Paul II. erklärte:

    „Die ‚höchste Richtschnur ihres Glaubens‘ kommt ihr aus der Einheit zwischen     der Heiligen Überlieferung, der Heiligen Schrift und dem Lehramt der Kirche     zu, die der Heilige Geist so geknüpft hat, daß keine der drei ohne die anderen     bestehen kann“ (Fides et ratio, 55).

Der Glaube ist ein lebendiger. Der Glaube wird empfangen durch das Wirken des Heiligen Geistes, der in der Seele wohnt, und dieses findet seinen Ausdruck in der reinigenden und stärkenden Kraft der Handlungen des Heiligen Geistes, der den Menschen drängt, seinen Glauben in die Tat umzusetzen.

Der Glaubensgehorsam besteht darin, Geist und Herz so zu bereiten, daß man all das, was Gott uns offenbart hat, gläubig annimmt, und all das tut, worum Er uns bittet. Der Glaubensgehorsam ist die angemessene Antwort auf die Offenbarung Gottes, die ihre Erfüllung in unserem Herrn Jesus Christus hat (vgl. Hebr 11,8). Gehorsam dem Lehramt gegenüber als dem Wächter und Lehrer des Glaubens ist die fundamentale Disposition des getauften und gefirmten Katholiken (vgl. KKK, 142, 143).

Die Selige Jungfrau Maria lebte den Glaubensgehorsam vollkommen. Anläßlich des Besuchs Marias bei ihrer Kusine Elisabeth, beschrieb diese Marias Identität als Mutter des Erlösers mit den Worten: „Selig ist die, die geglaubt hat, daß sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ“ (Lk 1, 45). Marias Antwort auf die Ankündigung des Erzengels Gabriel drückte vollkommen die Verfügbarkeit des allumfassenden Gehorsams aus, welcher ihre Seele prägte: „Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast” (Lk 1, 38). Marias Antwort ist das Vorbild für unsere tägliche Antwort auf Gottes Willen in unserem Leben, den das Magisterium der Kirche uns lehrt. Die letzten, im Evangelium überlieferten Worte der Muttergottes sind die Summe ihrer mütterlichen Wegweiseung für uns. Als die Diener, die sich um den Wein kümmerten, bei der Hochzeit zu Kana zu ihr kamen und um Hilfe baten, wies sie sie an Gottes Sohn, ihren Sohn, mit dem Rat: „Was Er euch sagt, das tut!” (Joh 2,5). Indem sie ihrem mütterlichen Rat gehorchten, wurden die Diener die Zeugen des ersten Wunders Jesu in seinem öffentlichen Wirken.

Glaube ist zuallererst „persönliche Bindung des Menschen an Gott” (KKK, 150). Wenn wir all dem, was Gott uns offenbart hat, gläubig zustimmen, dann setzen wir unser ganzes Vertrauen in Ihn, in Seine Vorsehung. Solch ein Vertrauen kann allein in Gott gesetzt werden. Glauben an Gott, den Vater, und vollkommenes Vertrauen in Seine Verheißungen ist klarerweise Glauben an Jesus Christus, Seinen eingeborenen Sohn, und an den Heiligen Geist, der stets bei uns bleibt in der Kirche (vgl. KKK, 151,152). Unser Herr Jesus Christus macht uns eins mit Ihm, indem wir all das tun, um was uns der Vater bittet durch die Ausgießung der siebenfachen Gabe des Heilung Geistes in unsere Seelen: die Gnade des Heiligen Geistes versetzt uns in die Lage, Gottes Wille zu erkennen und ihn mutig auszuführen. Die siebenfache Gabe des Heiligen Geistes schafft in unseren Seelen eine siebenfache Disposition, die man als den Glaubensgehorsam beschreiben kann.

Das sittliche Leben fließt aus unserem Glauben an Gott. Es ist der „Glaubensgehorsam” in Aktion. Die erste Tafel der Zehn Gebote regelt unsere rechte Beziehung zu Gott, die unsere rechte Beziehung zu den anderen und zur Welt ermöglicht, welche von der zweiten Tafel geregelt wird. Wenn wir uns sittlich verfehlen, dann verfehlen wir uns auch im Glauben (vgl. KKK, 2087, 2088). Ich erinnere oftmals an die Worte eines weisen Lehrer des kanonischen Rechts, der mich die kirchliche Disziplin hinsichtlich der Kleriker lehrte. Mehr als einmal erzählte er der Unterrichtsklasse: „Dort, wo es Probleme mit der Keuschheit gibt, dort gibt es Probleme mit dem Gehorsam.” Unsere Rebellion gegen die sittliche Wahrheit ist eine Rebellion gegen Gott und all das, was Er uns lehrt.

Herausforderungen im Gehorsam gegenüber dem Lehramt

Gehorsam dem Lehramt gegenüber ist für den Menschen in jedem Zeitlater  schwierig. Die Praxis des “Glaubensgehorsams” ist schwer zu meistern. Die Schwierigkeit kommt sowohl aus unserem Inneren wie von außen. Wir leiden an der Sünde unserer Stammeltern, die im Grunde eine Sünde stolzen Ungehorsams und einer Rebellion gegen Gottes Willen war. Die Gnade des Heiligen Geistes, die durch die Taufe in unsere Seelen gegossen, durch die Firmung in unseren Seelen gestärkt und zum Wachsen gebracht und durch die heilige Eucharistie in unseren Seelen genährt wird – sie allein hilft uns, unsere angeborene Neigung zur Rebellion und zum Ungehorsam in Griff zu bekommen.

Außerhalb unser schlägt uns Satan unablässig die gleiche Versuchung vor, die er unseren Stammeltern vorschlug, die Versuchung so zu handeln, als ob Gott nicht existierte, zu handeln so, als seien wir Götter. Die Welt um uns, die Kultur, in der wir leben, ist – bis hin zu der Stufe, daß sie Satans Täuschung erlegen ist – eine Quelle starker Versuchung für uns. Tatsächlich wurde unsere Kultur als „gottlos” beschrieben, sowohl vom verehrungswürdigen Papst Johannes Paul II. wie auch von Papst Benedikt XVI. Unsere Kultur lehrt uns so zu handeln, als ob Gott nicht existierte. Zur selben Zeit lehrt sie uns radikalen Individualismus und Eigennutz, die uns von der Gottesliebe und der Nächstenliebe wegführen.

Oftmals ist der Mangel an Gehorsam dem Lehramt gegenüber nicht vollständig, sondern auswahlweise. Unsere Kultur lehrt uns zu glauben, was paßt, und zurückzuweisen, was uns schwerfällt oder uns herausfordert. Derart können wir leichthin in einen „Cafeteria-Katholizismus” verfallen, eine Glaubenspraxis, die aus dem depositum fidei, dem Glaubensgut, herauspickt und auswählt, was zu glauben und in die Tat umzusetzen ist. Ein äußerst tragisches Beispiel für den Mangel an Glaubensgehorsam, auch was manche Bischöfe betrifft, war die Antwort Vieler auf die Enzyklika Humanae vitae von Papst Paul VI., die am 25. Juli 1968 veröffentlicht wurde. Die daraus resultierende Verwirrung verführte viele Katholiken zu einem sündigen Lebenswandel, was die Weitergabe und die Erziehung menschlichen Lebens betrifft.

Der Mangel an vollständigem Gehorsam gegenüber dem Lehramt zeigt sich gleichfalls in der Heuchelei von Katholiken, die vorgeben, ihren Glauben zu leben, die sich jedoch weigern, die Wahrheit des Glaubens in den politischen, medizinischen, geschäftlichen oder den anderen menschlichen Unternehmungen in die Praxis umzusetzen. Diese Katholiken geben vor, sich „persönlich” an die Wahrheit des Glaubens zu halten, etwa was die Unverletzbarkeit des unschuldigen und wehrlosen menschlichen Lebens betrifft, im politischen Bereich jedoch oder in der medizinischen Praxis sind sie mitbeteiligt am Anschlag auf unsere ungeborenen Brüder und Schwestern oder auf unsere Brüder und Schwestern, die unter der Last der Jahre durch Krankheit oder andere besondere Nöte gebrechlich geworden sind. Ihr Ungehorsam bezieht sich nicht auf irgendeine Sonderwahrheit im Leben der Kirche, d.h. nicht auf irgendeine Beichtmaterie, sondern ist Ungehorsam gegenüber der Wahrheit des göttlichen Sittengesetzes, das in jedes menschliche Herz eingeschrieben und darum von allen zu befolgen ist.

Der Glaubensgehorsam verpflichtet uns in jeder Lebenssituation, auch in den Situationen, in denen es sehr schwerfällt das zu tun, was Gott von uns verlangt. Im äußersten Fall könnte der Glaubensgehorsam das Martyrium erfordern. In seiner Enzyklika Veritatis splendor (Über einige grundlegende Fragen der kirchlichen Morallehre, vom 6. August 1993) lehrte uns der verehrungswürdige Papst Johannes Paul II., daß es keinen Kompromiß hinsichtlich des Gehorsams gegenüber der Morallehre des Lehramtes geben kann:

    „Auch in den schwierigsten Situationen muß der Mensch die sittlichen Normen     beachten, um den heiligen Geboten Gottes gehorsam und in    Übereinstimmung mit der eigenen Personenwürde zu sein. Sicherlich verlangt    die Harmonie zwischen Freiheit und Wahrheit mitunter durchaus    ungewöhnliche Opfer und wird um einen hohen Preis erlangt: er kann auch    das Martyrium einschließen” (Veritatis splendor, 102a).

Das Lehramt und das öffentliche Leben

Was das Lehramt und das öffentliche Leben betrifft, so hat sich vielerorts die falsche Ansicht entwickelt, daß ein Christ oder überhaupt ein Gläubiger sein Glaubensleben vom öffentlichen Leben abzusondern habe, um ein wahrer Staatsbürger zu sein. Folgt man dieser Ansicht, dann endet man zum Beispiel bei Christen, die persönlich für sich in Anspruch nehmen, gläubige Mitglieder der Kirche zu sein und dementsprechend die Gebote des natürlichen Sittengesetzes einzuhalten, während sie das Recht fördern und unterstützen, das Sittengesetz in seinen fundamentalsten Grundsätzen zu verletzen. Wir stoßen auf selbsternannte Katholiken, die beispielsweise das Recht der Frau, die Tötung des Kindes in ihrem Schoß durchzuführen, fördern und unterstützen, desgleichen das Recht zweier gleichgeschlechtlicher Personen auf die Anerkennung, die der Staat einem Mann und einer Frau zuerkennt, die in den Stand der Ehe eingetreten sind. Es ist nicht möglich, ein praktizierender Katholik zu sein, und sich öffentlich derart aufzuführen.

Während die Kirche die Auferlegung rein konfessioneller Praktiken der Allgemeinbevölkerung nicht vorschlägt, muß sie gleichwohl die Lehre und die Aufrechterhaltung des Sittengesetzes, das allen Menschen gemeinsam und im Herzen jeder wahren Religion verankert ist, pflegen. Welche Regierungsform würde verlangen, daß ihre Bürger und ihre politischen Führer ohne den Bezug zu den fundamentalen Erfordernissen des Sittengesetzes agierten?

Wenn auch wahre Religion das natürliche Sittengesetz lehrt, ist die Befolgung des Sittengesetzes gleichwohl keine konfessionelle Praxis. Sie ist vielmehr eine Antwort auf das, was in den Tiefen eines jeden menschlichen Herzens eingeschrieben ist. Religiöser Glaube artikuliert einfachhin das natürliche Sittengesetz und ermöglicht es den Gläubigen, bereitwilliger wahrzunehmen, was ihre eigene menschliche Natur und die Natur der Dinge von ihnen verlangt, und ihr Leben in Einklang zu bringen mit der Wahrheit des Erkannten. Darum haben in der Vergangenheit Regierungen die Bedeutung des religiösen Glaubens für das Leben einer Nation anerkannt. In der Tat haben die Gesetze vieler Nationen zum Ziel gehabt, die Lehre und die Praxis des religiösen Glaubens zum Wohle aller zu schützen.

In seiner Enzyklika Caritas in veritate erinnert uns Papst Benedikt XVI. daran:

„Die christliche Religion und die anderen Religionen können ihren Beitrag zur Entwicklung nur leisten, wenn Gott auch im öffentlichen Bereich mit spezifischem Bezug auf die kulturellen, sozialen, wirtschaftlichen und insbesondere politischen Aspekte Platz findet. Die Soziallehre der Kirche ist entstanden, um dieses »Statut des Bürgerrechts« der christlichen Religion geltend zu machen. Die Verweigerung des Rechts, öffentlich die eigene Religion zu bekennen und dafür tätig zu sein, daß auch das öffentliche Leben über die Wahrheiten des Glaubens unterrichtet wird, bringt negative Folgen für die wahre Entwicklung mit sich. (…) Die Vernunft bedarf stets der Reinigung durch den Glauben, und dies gilt auch für die politische Vernunft, die sich nicht für allmächtig halten darf. Die Religion bedarf ihrerseits stets der Reinigung durch die Vernunft, um ihr echtes menschliches Antlitz zu zeigen. Der Abbruch dieses Dialogs ist mit einem schwer lastenden Preis für die Entwicklung der Menschheit verbunden“ (Caritas in veritate, 56).

In der gegenwärtigen Weltsituation  hat der christliche Glaube eine entscheidende Verantwortung, um deutlich das natürliche Sittengesetz und dessen Forderungen zu artikulieren.

Unter dem kontinuierlichen Einfluß einer rationalistischen und säkularen Philosophie, die nicht länger Gott, sondern den Menschen zum Maßstab dessen macht, was gut und recht ist, wurden viele hinsichtlich der grundlegendsten Wahrheiten in Verwirrung gestürzt, so etwa über die unverletzbare Würde des unschuldigen menschlichen Lebens vom Beginn der Empfängnis bis zum Augenblick des natürlichen Todes und über die Integrität der Ehe zwischen einem Mann und einer Frau als der ersten und unersetzbaren Zelle des gesellschaftlichen Lebens. Wenn Christen darin versagen, das natürliche Sittengesetz zu artikulieren und aufrechtzuerhalten, dann versagen sie in der fundamentalen Aufgabe des Patriotismus, in der Liebe zu ihrem Land, dessen Gemeinwohl sie zu dienen haben.

Papst Benedikt XVI. gemahnt uns: „Ein solches universales Sittengesetz ist die feste Grundlage eines jeden kulturellen, religiösen und politischen Dialogs und erlaubt dem vielfältigen Pluralismus der verschiedenen Kulturen, sich nicht von der gemeinsamen Suche nach dem Wahren und Guten und nach Gott zu lösen“ (Caritas in veritate, 59). Indem der Papst Bezug nimmt auf den fundamentalen Defekt unserer Gesellschaft, nämlich „eines Gewissens, das bereits unfähig ist, das Menschliche zu erkennen“, erklärt Benedikt XVI.: „Gott enthüllt dem Menschen den Menschen; die Vernunft und der Glaube arbeiten zusammen, ihm das Gute zu zeigen, wenn er es nur sehen wollte; das Naturrecht, in dem die schöpferische Vernunft aufscheint, zeigt die Größe des Menschen auf, aber auch sein Elend, wenn er den Ruf der moralischen Wahrheit nicht annimmt“ (Caritas in veritate, 75)

Das Ärgernis des Ungehorsams gegenüber dem Lehramt

Wenn wir die Verantwortung der Christen und aller Menschen guten Willens erkennen, das natürliche Sittengesetz deutlich zum Ausdruck zu bringen und aufrechtzuerhalten, dann haben wir auch das Ärgernis zu erkennen, welches dadurch gegeben ist, daß Christen im öffentlichen Leben in der Aufrechterhaltung des Sittengesetzes versagen. Wenn diejenigen, die sich als Christen bekennen, zur gleichen Zeit eine Politik und Gesetze begünstigen und bewerben, welche die Zerstörung von unschuldigem, wehrlosem menschlichen Leben mit sich bringen und welche die Integrität von Ehe und Familie verletzen, dann werden die Bürger verwirrt und in die Irre geführt hinsichtlich der Grundlagen des Sittengesetzes.

In unserer Zeit hat man große Bedenken, über Ärgernisse zu sprechen, so als sei das Ärgernis irgendwie nur ein Phänomen, das Leute mit eingeschränkter oder unaufgeklärter Vernunft  beträfe, und demzufolge ein Werkzeug dieser Personen, um andere harsch und fälschlich zu verdammen. Gewiß gibt es so etwas wie ein pharisäisches Ärgernis, d.h. eine böswillige Interpretation von moralisch guten oder zumindest moralisch indifferenten Handlungen anderer. Der Begriff rührt vom vermeintlichen Ärgernis her, welches Jesus bei den Pharisäern anläßlich der Heilung des Blindgeborenen auslöste (vgl. Joh 9,13-34).

Doch es gibt auch das echte Ärgernis, nämlich das Ärgernis, das wir geben, wenn wir durch unsere Worte, Taten und Unterlassungen andere zu Verwirrung und Irrtum verführen und folglich zur Sünde verleiten. Unser Herr war unzweideutig in der Verurteilung jener, die aufgrund ihrer Handlungen oder Unterlassungen andere verwirren oder zur Sünde verleiten. Als Er seine Jünger über die Verführungen belehrte, erklärte Er: „Es ist unvermeidlich, daß Verführungen kommen. Aber wehe dem, der sie verschuldet. Es wäre besser für ihn, man würde ihn mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer werfen, als daß er einen von diesen Kleinen zum Bösen verführt“ (Lk 17,1-2).

Es ist klar, daß unser Herr die Vermeidung von Ärgernissen, zumal von jeder Handlung oder Unterlassung, welche andere zur Sünde verleiten könnte, als eine vorrangige Verantwortung mit den ernstesten Folgen erachtete. Die Worte Jesu sind diesbezüglich nichts weniger als heftig.

Die Tatsache zu ignorieren, daß Katholiken im öffentlichen Leben, die beharrlich das Sittengesetz hinsichtlich der Unverletzbarkeit des unschuldigen menschlichen Lebens oder der Integrität der ehelichen Gemeinschaft verletzen, viele in Verwirrung stürzen oder in irrige Auffassungen über die grundlegendsten Lehren des Sittengesetzes, trägt faktisch zur Verwirrung und zum Irrtum bei, welche unsere Brüder und Schwestern schwerst schädigen und damit die ganze Nation schädigen. Die beständige Disziplin der Kirche hat unter anderem aus diesem Grund untersagt, daß die Heilige Kommunion oder ein kirchliches Begräbnis denjenigen gewährt wird, die trotz Ermahnung darauf beharren, das Sittengesetz weiterhin schwer zu schädigen (vgl. CIC, cann. 915; 1184, §1,31).

Es wurde gesagt, daß diese disziplinarischen Maßnahmen, denen die Kirche die Jahrhunderte hindurch beständig treu geblieben ist, sich anmaßen, ein Urteil über das ewige Heil der Seelen abzugeben, ein solches Urteil stünde jedoch allein Gott zu, darum sollten jene aufgegeben werden. Dem entgegen sind freilich diese disziplinarischen Maßnahmen kein Urteil über das ewige Seelenheil der betreffenden Person. Sie sind schlicht und einfach die Anerkennung einer objektiven Wahrheit, der Tatsache nämlich, daß die öffentlichen Handlungen der Seele eine schwerwiegende Verletzung des Sittengesetzes darstellen, und dies zum eigenen schweren Schaden und zum schweren Schaden anderer, die durch diese Handlungen verwirrt oder in die Irre geführt werden. Die Kirche vertraut jede Seele der Barmherzigkeit Gottes an, die bei weitem unsere Vorstellungskraft überschreitet; dies ist jedoch keine Entschuldigung für sie, die Wahrheit des Sittengesetzes nicht zu verkünden, und zwar auch, zum Seelenheil aller, durch Anwendung ihrer altbewährten disziplinarischen Maßnahmen.

Wenn eine Person öffentlich für schwere sündhafte Handlungen eingetreten ist und daran mitgewirkt hat, derart viele in die Verwirrung und in den Irrtum führend hinsichtlich fundamentaler Fragen der Achtung des menschlichen Lebens sowie der Integrität von Ehe und Familie, dann hat ihre Reue über solche Handlungen auch öffentlich zu sein. Die betreffende Person trägt eine erhebliche Verantwortung für das schwerwiegende Ärgernis, das sie verursachte. Die Verantwortung ist vor allem erheblich bei politischen Verantwortungsträgern. Die Wiedergutmachung eines solchen Ärgernisses beginnt mit der öffentlichen Anerkennung des eigenen Irrtums und der öffentlichen Erklärung, daß er dem Sittengesetz Folge leistet. Die Seele, welche die Schwere ihrer Tat wahrnimmt, wird tatsächlich sogleich die Notwendigkeit der öffentlichen Wiedergutmachung verstehen.

Wenn es auch stimmt, daß es stets die Gefahr gab, durch öffentliche und sündhafte Handlungen oder Unterlassungen anderen zum Ärgernis zu werden, so hat sich doch diese Gefahr heutzutage erhöht. Aufgrund der im öffentlichen Diskurs anzutreffenden allgemeinen Verwirrung über das Sittengesetz, die zudem in Gesetze und richterliche Verlautbarungen Einlaß gefunden hat, ist der Christ heute, wenn es darum geht, das Sittengesetz zum Ausdruck zu bringen und aufrechtzuerhalten, zu einem gleichsam höheren Maß an Klarheit verpflichtet.

Es ist insbesondere heimtückisch, daß unsere Gesellschaft, die zutiefst verwirrt ist über die grundlegenden Güter, zugleich glaubt, daß das Ärgernis der Vergangenheit angehört. Die Handschrift des Vaters der Lüge ist zu erkennen in der Mißchtung der Situation des Ärgernisses oder in der Verhöhnung oder selbst der Rüge derjenigen, die den Ärger wahrnehmen. In seiner Lehre über das Verhältnis von „Humanökologie“ und „Umweltökologie“ unterstreicht Papst Benedikt XVI. den Widerspruch im gängigen moralischen Verständnis, der uns und insonderheit die Jugendlichen in ernstzunehmende Verwirrung und Irrtümer leitet:

„Wenn das Recht auf Leben und auf einen natürlichen Tod nicht respektiert wird, wenn Empfängnis, Schwangerschaft und Geburt des Menschen auf künstlichem Weg erfolgen, wenn Embryonen für die Forschung geopfert werden, verschwindet schließlich der Begriff Humanökologie und mit ihm der Begriff der Umweltökologie aus dem allgemeinen Bewußtsein. Es ist ein Widerspruch, von den neuen Generationen die Achtung der natürlichen Umwelt zu verlangen, wenn Erziehung und Gesetze ihnen nicht helfen, sich selbst zu achten. Das Buch der Natur ist eines und unteilbar sowohl bezüglich der Umwelt wie des Lebens und der Bereiche Sexualität, Ehe, Familie, soziale Beziehungen, kurz der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen. Unsere Pflichten gegenüber der Umwelt verbinden sich mit den Pflichten, die wir gegenüber dem Menschen an sich und in Beziehung zu den anderen haben. Man kann nicht die einen Pflichten fordern und die anderen unterdrücken“ (Caritas in veritate, 51).

Eine der Ironien der gegenwärtigen Situation besteht darin, daß die Person, die das Ärgernis der schwerwiegenden sündhaften öffentlichen Handlungen eines katholischen Mitbruders  wahrnimmt, angeklagt wird, es an mitbrüderlicher Liebe fehlen zu lassen und innerhalb der Kirche für Spaltung zu sorgen. In einer Gesellschaft, deren Denken dominiert wird von der „Diktatur des Relativismus“ und in welcher politische Korrektheit und menschliche Rücksicht die ultimativen Kriterien für das sind, was zu tun und was zu unterlassen ist, macht die Vorstellung, daß man jemanden in den moralischen Irrtum führt, wenig Sinn. Was in einer solchen Gesellschaft erstaunen erregt, ist die Tatsache, daß jemand die politische Korrektheit nicht beachtet und dadurch scheinbar Spaltung in den sogenannten gesellschaftlichen Frieden bringt.

Zu lügen und das Künden der Wahrheit zu unterlassen, ist jedoch nie ein Zeichen der brüderlichen Liebe. Eine Einheit, die nicht auf der Wahrheit des Sittengesetzes gegründet ist, ist nicht die Einheit der Kirche. Die Einheit der Kirche gründet darin, die Wahrheit in Liebe auszusprechen. Diejenige Person, die bei öffentlichen Handlungen von Katholiken, die schwerwiegend gegen das Sittengesetz verstoßen, das Ärgernis wahrnimmt, zerstört nicht nur nicht die Einheit, sondern lädt die Kirche ein wiederherzustellen, was ganz offensichtlich eine ernstzunehmende Bresche in deren Leben ist. Würde sie im Falle der öffentlichen Unterstützung von Anschlägen auf das menschliche Leben und die Familie das Ärgernis nicht wahrnehmen, dann wäre ihr Bewußtsein bezüglich der Wirklichkeiten, die am meisten heilig sind, nicht ausgebildet oder vernebelt.

Das Gemeinwohl und die Förderung der Kultur des Lebens

Um die Kultur des Lebens voranzubringen, müssen wir schließlich einen klaren Begriff über die objektive Bedeutung des Gemeinwohls haben. Das Zweite Vatikanische Ökumenische Konzil beschrieb das Gemeinwohl als „die Gesamtheit jener Bedingungen des gesellschaftlichen Lebens, die sowohl den Gruppen als auch deren einzelnen Gliedern ein volleres und leichteres Erreichen der eigenen Vollendung ermöglichen“ (Gaudium et spes, 27). Diese Vollendung von Einzelnen wie von Gesellschaften steht nicht im subjektiven Ermessen von denjenigen, die etwa an der Macht sind. Die Vollendung, um die es geht, ist in die ureigene Natur des Menschen eingeschrieben, ja in die Natur selbst. Es ist die Vollendung, auf die hin Gott uns und unsere Welt geschaffen hat, nicht die Vollendung, die wir zu irgendeinem Zeitpunkt vielleicht anziehend oder nützlich finden. Es ist interessant anzumerken, daß das englische Wort fulfillment (Vollendung) die Übersetzung des lateinischen Wortes perfectio ist, welches die Vollkommenheit des Einzelnen oder der Gruppe meint, gemäß der wesenseigenen Natur und letzten Ausrichtung des Menschen.

Um die Kultur des Lebens voranzubringen, müssen wir klar sein über die objektive Natur des Gemeinwohls und die Vollkommenheit, die es ermöglicht. Nicht jedermann, der den Begriff des Gemeinwohls benutzt, versteht dessen wahre Bedeutung. Ein berühmter europäischer katholischer Theologe, der die Grußworte des amerikanischen Präsidenten Barack Obama bei der akademischen Abschlußfeier an der Notre Dame Universität am 17. Mai 2009 kommentierte, stellte fest:

„Tatsächlich scheint die Rede, gehalten an der Notre Dame Universität, durchsetzt von Bezügen, die aus der christlichen Überlieferung stammen. Zum Beispiel kehrt in ihr oftmals ein Ausdruck wieder – der Begriff des ‚gemeinsamen Grundes’ (common ground) – , der mit einem fundamentalen Konzept der kirchlichen Soziallehre, nämlich dem des Gemeinwohls, korrespondiert“ (Georges Cottier, O.P., La politica, la morale e il peccato originale, in: 30giorni, 2009, no.5, 33).

Das Gemeinwohl bezieht sich auf eine objektive Vollkommenheit, welche nicht durch die gemeinsame Übereinkunft einiger von uns definiert ist. Das Gemeinwohl ist definiert durch die Schöpfung selbst, da es aus der Hand des Schöpfers stammt. Die Vorstellung des gemeinsamen Grundes korrespondiert nicht nur nicht mit der Realität des Gemeinwohls, sie kann selbst sogar zu dieser im Gegensatz stehen, dann etwa, wenn in einer allgemeinen gesellschaftlichen Übereinkunft etwas als gut für die Gesellschaft akzeptiert wird, was in Wirklichkeit immer und überall ein Übel ist.

In den Worten Papst Benedikts XVI.: Das Gemeinwohl „ist das Wohl jenes ‚Wir alle’, das aus Einzelnen, Familien und kleineren Gruppen gebildet wird, die sich zu einer sozialen Gemeinschaft zusammenschließen“ (Caritas in veritate, 7). Das Gemeinwohl entspricht den realen Bedürfnissen unserer Nächsten: „Jeder Christ ist zu dieser Nächstenliebe aufgerufen, in der Weise seiner Berufung und entsprechend seinen Einflußmöglichkeiten in der Polis“ (Caritas in veritate, 7). Papst Benedikt XVI. tröstet uns und drängt uns, vorwärtszugehen in der Suche nach dem Gemeinwohl:

„Die Liebe Gottes ruft uns zum Aussteigen aus allem, was begrenzt und nicht endgültig ist; sie macht uns Mut, weiter zu arbeiten in der Suche nach dem Wohl für alle, auch wenn es sich nicht sofort verwirklichen läßt, auch wenn das, was uns zu verwirklichen gelingt – uns und den politischen Autoritäten und Wirtschaftsfachleuten –, stets weniger ist als das, was wir anstreben. Gott gibt uns die Kraft, zu kämpfen und aus Liebe für das gemeinsame Wohl zu leiden, weil er unser Alles, unsere größte Hoffnung ist“ (Caritas in veritate, 78).

Fazit

Laßt uns, dem Lehramt gehorsam, mit neuer Begeisterung und neuer Energie uns einsetzen im Kampf für die Förderung der Kultur des Lebens in unserer Welt. Der Kampf ist anspruchsvoll, und die widersacherischen Kräfte sind zahlreich und raffiniert. Doch der Sieg ist bereits errungen, und der Sieger unterläßt es nie, im Kampf an unserer Seite zu stehen, getreu Seiner Zusage an uns: „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20).

Allein der Gehorsam dem Lehramt gegenüber ist der Weg, am Sieg des ewigen Lebens teilzuhaben, und der Dienst der Bischöfe, uns zu einem je reineren und kraftvolleren Gehorsam zu führen, ist unersetzlich. Es gibt keinen andern Weg zum Heil als dem Wort Gottes zuzuhören und es mit unserem ganzen Sein in die Tat umzusetzen. Wir wissen, daß wir dann, wenn wir die Wahrheit aussprechen und die Wahrheit leben, die da ist Christus, der Herr des Himmels und der Erde, eine Kultur des Lebens in unserer Welt fördern, eine Kultur, in der das Gemeinwohl für alle sichergestellt und gewährleistet ist, ohne  Einschränkung oder Ausnahme.

Der Hebräerbrief, der uns in besonderer Art und Weise den „Gehorsam des Glaubens“ lehrt, erinnert uns daran, daß unser Herr selbst „durch Leiden den Gehorsam lernte“ und ebenso für uns alle zum Urheber des ewigen Lebens, des ewigen Heils geworden ist. Wir bitten um den Gehorsam Christi jedesmal, wenn wir das Vaterunser beten, in dem die Worte stehen, die uns der Herr selbst lehrte: „Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.“ Der Katechismus der Katholischen Kirche versichert uns in seinem Kommentar zu dieser Bitte des Herrengebets, daß wir, inspiriert durch das Gebet, durch Christi Gebet in uns, in der Lage sind zu tun, wozu wir aus uns heraus unfähig sind, wozu wir jedoch fähig sind dann, wenn wir in Christus sind, aufgrund des Heiligen Geists, der aus Seinem durchbohrten glorreichen Herzen ausströmt:

„Jesus hat ‚obwohl er der Sohn war … durch Leiden den Gehorsam gelernt‘ (Hebr 5,8). Wieviel mehr gilt das für uns Geschöpfe und Sünder, die wir in Jesus an Kindes Statt angenommen wurden? Wir bitten unseren Vater, unseren Willen mit dem seines Sohnes zu vereinen, damit wir seinen Willen, den Ratschluß des Heiles für das Leben der Welt, erfüllen. Aus uns selbst sind wir dazu völlig unfähig, aber mit Jesus vereint und mit der Kraft seines Heiligen Geistes können wir dem Vater unseren Willen übergeben und uns zu dem entschließen, wozu sich der Sohn stets entschieden hat: Das zu tun, was dem Vater gefällt“ (KKK,  2825).

Vertrauen wir uns selbst und unsere Welt den Gebeten der Muttergottes an. Durch ihre ununterbrochene mütterliche Fürsorge wird sie nicht fehlgehen, uns und unsere Welt zur Wahrheit zu bringen, zu ihrem göttlichen Sohn, unserem Herrn Jesus Christus. Zum Schluß mache ich mir das Gebet zu eigen, mit dem Papst Benedikt seine Enzyklika Caritas in veritate abschloß:

„Die Jungfrau Maria, die von Papst Paul VI. zur Mater Ecclesiae erklärt wurde und vom christlichen Volk als Speculum iustitiae und Regina pacis verehrt wird, beschütze uns und erhalte uns durch ihre himmlische Fürsprache die Kraft, die Hoffnung und die Freude, die wir brauchen, um uns weiterhin großzügig der Verpflichtung zu widmen, »die Entwicklung des ganzen Menschen und aller Menschen« zu verwirklichen“ (Caritas in veritate, 79).

+ Raymond Leo Burke
Erzbischof em. von Saint Louis
Präfekt der Apostolischen Signatur;
am 20. November 2010 in den Kardinalsrang erhoben

(hli.at) „Das Künden der Wahrheit zu unterlassen, ist nie ein Zeichen brüderlicher Liebe.“ – John Smeaton, Vorsitzender der weltweit ältesten Pro-Life-Organisation SPUC (Society for the Protection of Unborn Children) stellt die Rede des am 20. November 2010 in den Kardinalsrang erhobenen Erzbischofs Raymond L. Burkes, gehalten im Oktober diesen Jahres beim V. Internationalen Welt-Gebets-Kongreß für das Leben in Rom, in eine Reihe mit solchen Grundsatzdokumenten wie Humanae vitae und Evangelium vitae. – HLI-Österreich veröffentlicht den Vortrag Seiner Eminenz in eigener Übersetzung im Wortlaut.  Katholische Orthodoxie –
Das Gegenmittel zur Kultur des Todes


Vortrag, gehalten beim V. Internationalen Welt-Gebets-Kongreß für das Leben
im ISTITUTO PATRISTICO «AUGUSTINIANUM», Rom, 9. Oktober 2010

von Erzbischof em. Raymond Leo Burke


Einleitung

Es ist klar, daß wir gegenwärtig in einem Zeitabschnitt leben, in dem wir den heftigen und entscheidenden Kampf im Voranschreiten einer Kultur des Lebens weltweit erfahren. Viele Regierungen und internationale Organisationen verfolgen offen und aggressiv eine säkulare Agenda, die gegen das Leben und gegen die Familie gerichtet ist. Selbst wenn religiöse Formulierungen benutzt werden und der Name Gottes beschworen wird, werden den Menschen Programme und politische Richtlinien ohne jede Achtung vor Gott und dessen Gesetz vorgeschlagen, in den Worten des verehrungswürdigen Papstes Johannes Paul II.: „als wenn es Gott nicht gäbe“ (Nachsynodales Apostolisches Schreiben Christifideles laici, Über die Berufung und Sendung der Laien in Kirche und Welt, 30. Dezember 1988, 34).

Heute mehr denn je hat die Welt das in Schrift und Tradition zum Ausdruck gebrachte konsistente Zeugnis der Wahrheit nötig, welches die Möglichkeitsbedingung einer Kultur ist, die das Geschenk des Lebens und dessen Ursprung in der Zeugung vollauf achtet, d.h. das Zusammenwirken von Mann und Frau mit dem Schöpfer in der ehelichen Vereinigung sowie in der häuslichen, durch die Ehe grundgelegten Erziehung.

In seiner Enzyklika Caritas in veritate (Über die ganzheitliche Entwicklung des Menschen in der Liebe und in der Wahrheit, Sozialenzyklika von Papst Benedikt XVI.  vom 29. Juni 2009) lehrt uns Papst Benedikt XVI., daß die Entwicklung, für die Gott den Menschen erschaffen hat, durch die Errichtung der Kultur des Lebens vollendet wird:

    „Darum stellen uns die Liebe und die Wahrheit vor einen ganz neuen und     kreativen Einsatz, der freilich sehr umfangreich und komplex ist. Es geht darum,     die Vernunft     auszuweiten und sie fähig zu machen, diese eindrucksvollen neuen     Dynamiken zu erkennen und auszurichten, indem man sie im Sinn jener »Kultur     der Liebe« beseelt, deren Samen Gott in jedes Volk und in jede Kultur gelegt     hat“ (Caritas in veritate, 33).

Unsere unermüdliche Förderung der Kultur des Lebens, im Einklang mit der vom Lehramt der Kirche verkündeten Wahrheit, antwortet in der Tat auf die tiefste Sehnsucht eines jeden Menschen und einer jeden Gesellschaft. Sie antizipiert und bereitet vor „den neuen Himmel und die neue Erde“ (Offb 21,1), die unser Herr Jesus Christus bei Seinem endgültigen Kommen errichten wird.
 

Fundamentale Voraussetzungen

Eine erste fundamentale Voraussetzung meiner Darlegung besteht in der Wahrheit, daß der Kampf gegen die totale Säkularisation, welche sich per definitionem gegen das menschliche Leben und die Familie richtet, voller Hoffnung ist. Er ist beileibe nicht vergeblich, d.h. zwangsläufig zum Scheitern verurteilt. Die fundamentale Voraussetzung ist der Sieg des Lebens, den unser Herr Jesus Christus bereits errungen hat. 

Christus belebt die Kirche zur rechten Zeit mit der Gnade Seines Sieges über Sünde und Tod, bis zur Vollendung des Sieges, der bei Seinem letzten Kommen erreicht sein wird, im himmlischen Jerusalem. Trotz der schwerwiegenden Situation in unserer Welt, wo unschuldiges und wehrloses Leben angegriffen und die Integrität der Ehe als der Vereinigung eines Mannes und einer Frau in einem Bund lebenslanger, treuer und  zeugender Liebe attackiert wird, bleibt weiterhin eine starke Stimme, die unsere kleinsten und  verwundbarsten Brüder und Schwestern ohne Einschränkung oder Ausnahme verteidigt, ebenso wie die Wahrheit über die eheliche Vereinigung, so wie sie Gott in der Schöpfung grundlegte. Die christliche Stimme, die Stimme Christi, übermittelt durch die Apostel, bleibt kaftvoll in unserer Welt. Die Stimme der Männer und Frauen guten Willens, die das Gesetz Gottes, das in ihr Herz eingeschrieben ist, erkennen und ihm gehorchen, bleibt kraftvoll in unserer Welt.

Während wir in einer total säkularisierten Kultur leben, müssen wir unsere Augen öffnen um wahrzunehmen, daß viele den menschlichen Bankrott unserer Kultur erkennen und hoffnungsvoll Ausschau halten nach der Kirche,  um aufs Neue mit Begeisterung und Festigkeit die gottesfürchtigen und christlichen Grundlagen jeder menschlichen Gesellschaft einzufordern. Gott hat uns erschaffen, um das Leben zu wählen; der menschgewordene Sohn Gottes hat den Sieg des Lebens für uns gewonnen, den Sieg über die Sünde und den immerwährenden Tod (vgl. Dt 30,19; Joh 10,10). Darum dürfen wir nie in dem Kampf aufgeben, eine Kultur zu etablieren, die auf der Wahl des Lebens gründet, welche Gott in unser Herz eingeschrieben hat, und auf dem Sieg des Lebens, den Christus in unserer menschlichen Natur gewonnen hat. Tatsächlich werden wir täglich Zeuge, wie gottesfürchtige Brüder und Schwestern sich engagieren, auf daß die Angelegenheit des Lebens und der Familie in ihrem Zuhause, in ihren Gemeinwesen, in ihren Heimatländern und in der Welt voranschreitet.

Eine zweite fundamentale Voraussetzung meiner Darlegung ist die wesentliche Beziehung, die zwischen der Achtung des menschlichen Lebens und der Achtung hinsichtlich der Integrität von Ehe und Familie besteht. Der Anschlag auf das unschuldige und wehrlose Leben der Ungeborenen hat seinen Ursprung in einem irrigen Blick auf die menschliche Sexualität, der durch mechanische oder chemische Mittel die wesentlich prokreative Natur des ehelichen Aktes zu eliminieren sucht. Der Irrtum behauptet, daß der künstlich abgeänderte eheliche Akt weiterhin seine Integrität behält. Der behauptete Anspruch geht dahin, daß der Akt vereinigend und liebend sei, auch wenn die prokreative Natur des Aktes radikal verletzt wurde. Tatsächlich ist der Akt nicht vereinigend, da einer oder beide Partner einen wesentlichen Anteil der Hingabe, welche die Mitte des ehelichen Aktes ausmacht, zurückbehält. Die sogenannte kontrazeptive Mentalität ist im Kern gegen das Leben gerichtet. Viele Arten der sogenannten Verhütung sind tatsächlich abtreibend, d.h. sie zerstören am Beginn ein Leben, das bereits empfangen worden ist.

Die Manipulation des ehelichen Aktes hat, wie der Diener Gottes Papst Paul VI. prophetisch beobachtete, zu vielen Formen der Gewaltausübung hinsichtlich der Ehe und des familiären Leben geführt (vgl. Papst Paul VI., Humanae vitae, Über die rechte Ordnung der Weitergabe menschlichen Lebens, 25. Juli 1968, 7). Durch die Ausbreitung der Verhütungsmentalität, zumal unter den jungen Menschen, wird die menschliche Sexualität nicht länger als das Geschenk Gottes betrachtet, welches Mann und Frau in einem lebenslangen und treuen Band der Liebe zusammenführt, das durch das Geschenk neuen menschlichen Lebens gekrönt wird, sondern vielmehr als ein Mittel persönlicher Selbstbefriedigung. Wird jedoch die sexuelle Vereinigung nicht länger wahrgenommen als das, was sie von ihrer eigentlichen Natur her ist, nämlich zeugend, dann wird die menschliche Sexualität mißbraucht auf Arten, die zutiefst verletzend sind und in der Tat destruktiv für Einzelne wir für die Gesellschaft selbst. Man muß lediglich an die Verwüstung denken, die unserer Welt täglich durch die millionenschwere Dollarindustrie der Pornographie zugefügt wird. Für das Voranbringen der Kultur des Lebens ist die Verkündigung über die Wahrheit des ehelichen Aktes in seiner ganzen Fülle wesentlich sowie die Korrektur des Verhütungsdenkens, welches das Leben fürchtet und den Zeugungsakt fürchtet.

Es ist aufschlußreich zu bemerken, daß Papst Benedikt XVI. in seiner Sozialenzyklika Caritas in veritate besonders auf die Enzyklika Humanae vitae von Papst Paul VI. Bezug nimmt, indem er deren Bedeutung unterstreicht, „um den vollkommen menschlichen Gehalt der von der Kirche vorgeschlagenen Entwicklung zu beschreiben“ (Caritas in veritate, 15). Papst Benedikt XVI. macht deutlich, daß die Lehre von Humanae vitae nicht „eine bloß individuelle Moral“ war, indem er erklärt:

    „Humanae vitae zeigt die starken Verbindungen auf, die zwischen der Ethik des     Lebens und    der Sozialethik bestehen, und hat damit eine lehramtliche     Thematik eröffnet, die nach und    nach in verschiedenen Dokumenten Gestalt     gewonnen    hat, zuletzt in der Enzyklika Evangelium vitae Papst Johannes    Pauls II.“ (Caritas in veritate, 15).

Der Heilige Vater erinnert uns daran, welch wesentlichen Anteil das rechte Verständnis unserer Sexualität in einer wahrhaft menschlichen Entwicklung hat.

Indem er die ganze Frage der Fortpflanzung behandelt, unterstreicht er die entscheidende Natur des rechten Verständnisses von menschlicher Sexualität, Ehe und Familie. Er erklärt:

    „Die Kirche, der die wahre Entwicklung des Menschen am Herzen liegt,    empfiehlt ihm die umfassende Achtung menschlicher Werte, und dies gilt auch     für den Umgang mit der Sexualität: Man kann sie nicht auf eine lediglich    hedonistische und spielerische Handlung reduzieren, so wie man die    Sexualerziehung nicht auf eine technische Anleitung reduzieren kann, deren    einzige Sorge es ist, die Betroffenen vor eventuellen Ansteckungen oder vor    dem »Risiko« der Fortpflanzung zu schützen. Das würde einer Verarmung und    Mißachtung der tiefen Bedeutung der Sexualität gleichkommen, die jedoch    sowohl von der einzelnen Person wie von der Gemeinschaft anerkannt und    verantwortungsvoll angenommen werden soll“ (Caritas in veritate, 44).

Die Achtung vor der Integrität des ehelichen Aktes ist wesentlich für die Förderung der Kultur des Lebens. In den Woirten Papst Benedikts XVI. ist es notwendig, „den jungen Generationen wieder die Schönheit der Familie und der Ehe vor Augen zu stellen sowie die Übereinstimmung dieser Einrichtungen mit den tiefsten Bedürfnissen des Herzens und der Würde des Menschen“ (Caritas in veritate, 44).

Dementsprechend bemerkt der Papst, daß

    „die Staaten dazu aufgerufen (sind), politische Maßnahmen zu treffen, die die    zentrale Stellung und die Unversehrtheit der auf die Ehe zwischen einem    Mann und einer Frau gegründeten Familie, der Grund- und Lebenszelle der    Gesellschaft, dadurch fördern, indem sie sich auch um deren     wirtschaftliche    und finanzielle Probleme in Achtung vor ihrem auf  Beziehung beruhenden    Wesen kümmern“ (Caritas in veritate, 44).


Das Lehramt und die Förderung der Kultur des Lebens

Die Verbindung des Lehramtes zu unserem ewigen Heil liegt allein schon im Ursprung unseres Lebens in Christus. In einer Welt, die vor allem anderen den Individualismus und die Selbstbestimmung hochhält, ist der Christ leichthin versucht, das Lehramt in Verbindung mit seinem Individualismus und seinem Streben nach Selbstverwirlichung zu sehen. Mit anderen Worten: er ist versucht, die Autorität des Lehramtes zu relativieren. Dieses Phänomen ist heutzutage allgemein bekannt als „Cafeteria-Katholizismus“.

Der Dienst des Bischofs, des treuen Hirtens seiner Herde, ist wesentlich und in der Tat unersetzbar. Der verehrungswürdige Papst Johannes Paul II. hat in seinem  nachsynodalen apostolischen Schreiben Pastores gregis zum Thema „Der Bischof – Diener des Evangeliums Jesu Christi für die Hoffnung der Welt“, welches am 25. Jahrestag seiner Wahl auf den Stuhl Petri, am 16. Oktober 2003, promulgiert wurde, den Ritus der Bischofsweihe in Erinnerung gerufen, zumal wenn das Evangeliar während des Weihegebetes, das die Form des Sakramentes enthält, „über das Haupt des Erwählten“ gehalten wird, und bemerkt:

    „Damit soll einerseits zum Ausdruck gebracht werden, daß das Wort den    Dienst des Bischofs umfängt und behütet, und andererseits, daß das    Leben des Bischofs ganz dem Wort Gottes unterworfen sein muß in der    täglichen Hingabe an die Verkündigung des Evangeliums in geduldiger    Belehrung (vgl. 2 Tim 4)“ (Pastoris gregis, 28).

An einer früheren Stelle dieses Apostolischen Schreibens betont der Papst, „daß der Verkündigung Christi stets der erste Platz zukommt und daß der Bischof durch sein Wort und durch das Zeugnis seines Lebens der erste Verkünder des Evangeliums ist.“ Daraufhin ermahnt er die Bischöfe, „sich der Herausforderungen bewußt (zu) sein, die die gegenwärtige Stunde mit sich bringt, und den Mut (zu) haben, sich diesen zu stellen“ (Pastores gregis, 26).

Der gesamte Inhalt unseres Glaubens – das, was der heilige Paulus im Ersten und Zweiten Brief an Timotheus das depositum fidei (das Glaubensgut) nennt – ist begründet in der Heiligen Schrift und in der Tradition (1 Tim 6,20 und 2 Tim 1, 12-14). Der Glaube in seiner Gesamtheit wurde der Kirche Christi anvertraut durch den Dienst der Apostel. Das depositum fidei ist die Lehre der Apostel und das Leben dieser Lehre im Gebetsleben und im sakramentalen Leben, sowie das Bezeugen der Lehre im sittlichen Leben. Die Grundlage ist die gesunde Lehre, die ihren höchsten Ausdruck in den Sakramenten findet, vor allem in der Eucharistie, und die bezeugt wird im heilgmäßigen Leben des Gläubigen (vgl. Katechesmus der Katholischen Kirche, 84).

Die Verantwortung für das depositum fidei, das Glaubensgut, wie für dessen Weitergabe in jeder Zeit „ist nur dem lebendigen Lehramt der Kirche anvertraut“ (Zweites Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution über die göttliche Offenbarung, Dei verbum, 18. November 1965, 10). „Das lebendige Lehramt“ oder das Magisterium der Kirche, ausgeübt vom Bischof von Rom und den Bischöfen in Einheit mit ihm, hat seine Vollmacht von unserem Herrn Jesus Christus. Christus hat den Aposteln, mit Petrus an deren Spitze, und ihren Nachfolgern, den Bischöfen, mit dem Nachfolger des Petrus an deren Spitze, die Vollmacht übertragen, die Lehre authentisch auszulegen (vgl. KKK, 85).

Der Bischof von Rom und die Bischöfe sind Diener Christi und Seines heilgen Wortes. Das Lehramt „lehrt nichts, als was überliefert ist, weil es das Wort Gottes aus göttlichem Auftrag und mit dem Beistand des Heiligen Geistes voll Ehrfurcht hört, heilig bewahrt und treu auslegt“ (Dei verbum, 10). Der Bischof von Rom und die Bischöfe in Einheit mit ihm lehren nur das, was als göttlich geoffenbarte Wahrheit im depositum fidei enthalten ist (vgl. KKK, 86).

Das Lehramt legt im Gehorsam gegenüber Christus und durch die von der besonderen Gnade des Heiligen Geistes verliehenen Kraft das Wort Gottes, welches in den heiligen Schriften und der Überlieferung enthalten ist, aus, und zwar hinsichtlich des Glaubens und der Sitten. Der römische Pontifex und die Bischöfe in Einheit mit ihm definieren die Glaubensdogmen, d.h. die Wahrheiten, die im depositum fidei enthalten sind, und Wahrheiten, „die mit diesen in einem notwendigen Zusammenhang stehen“ (KKK, 88).

Was die Sittenlehre betrifft, legt das Lehramt in Treue den Dekalog vor und die Erfordernis eines Lebens der Tugenden. Das Lehramt würde in seiner gottgegebenen Sendung versagen, wenn es die lebendige Tradition nicht auf die Umstände des täglichen Lebens in Christus anwenden würde. Der verehrungswürdige Papst Johannes Paul II. hielt mit folgenden Worten die Bischöfe an, das Magisterium hinsichtlich des sittlichen Lebens auszuüben:
   
    „Die von der Kirche aufgestellten Vorschriften spiegeln die göttlichen Gebote     wider, die ihre Zusammenfassung und ihre Krönung im Liebesgebot des     Evangeliums finden. Das Ziel, das jede göttliche Vorschrift anstrebt, ist das     höchste Wohl des Menschen. (…)  Man darf zudem nicht vergessen, daß die     Zehn Gebote fest in der menschlichen Natur selbst verwurzelt sind und daß     darum die Werte, die sie verteidigen, universale Gültigkeit besitzen. Das gilt     besonders für das menschliche Leben, das von seiner Empfängnis bis zu     seinem Ende durch den natürlichen Tod verteidigt werden muß, die Freiheit     der Menschen und Völker, die soziale Gerechtigkeit und die Strukturen zu     deren Durchsetzung“ (Pastores gregis, 29).

In einer Kultur, die – wie es unser Heiliger Vater in seiner Predigt am Beginn des Konklaves, in welchem er zum Nachfolger Petri gewählt wurde, nannte – von der „Diktatur des Relativismus“ befallen ist, trägt der Bischof als der hauptsächliche Lehrer  in Glaubens- und Sittenfragen in seiner Diözese eine besonders schwere und bleibende Bürde im Vorlegen der gesunden Lehre, welche das Wohl aller Gläubigen gewährleistet, vor allem jener, die nicht in der Lage sind, sich selbst zu schützen oder zu verteidigen (zur „Diktatur des Relativismus“, s. „Initium Conclavis“, Acta Apostolicae Sedis, 97 (2005), 687).

Die Katechese ist höchste fundamentale Verantwortung, die der Bischof im Namen des Wohls aller seiner Obhut anvertrauten Gläubigen ausübt, letztlich im Hinblick auf ihr ewiges Heil. Johannes Paul II. erinnerte die Bischöfe daran, daß sie ihre Verantwortung durch das Kerygma erfüllen, die Erstverkündigung, „die immer notwendig ist, um den Glaubensgehorsam zu wecken, die sich aber gerade in der von religiöser Gleichgültigkeit und Unwissenheit so vieler Christen gekennzeichneten Situation der heutigen Zeit als noch dringender erweist“ (Pastores gregis, 29). Vereint mit dem kerygma ist die Katechese derjenigen, die sich den Glauben angeeignet haben und sich um Glaubensgehorsam bemühen. Papst Johannes Paul II. erklärte: „Deshalb ist es Pflicht jedes Bischofs, in seiner Teilkirche die effektive Priorität einer aktiven und wirksamen Katechese zu gewährleisten. Ja, er muß selber seine Sorge um die Katechese durch direktes Eingreifen wahrnehmen, das darauf abzielt, eine echte Liebe für die Katechese zu wecken und zu pflegen“ (Pastores gregis, 29).

Johannes Paul II. erinnert in der soeben zitierten Exhortatio die Bischöfe gleichfalls daran, daß das Lehramt die Vorschriften des natürlichen Sittengesetzes, die Gott dem Menschen ins Herz hinein geschrieben hat, enthält sowie die entsprechenden Erfordernisse im Verhalten, die der menschlichen Natur selbst inhärent sind und zur Ordnung der Welt, Gottes Schöpfung, gehören. Der Gehorsam gegenüber den Forderungen des natürlichen Sittengesetzes ist heilsnotwendig, darum fällt die Lehre des natürlichen Sittengesetzes in den Bereich der Vollmacht des Lehramtes und ist Teil von dessen erhabener Verantwortung: „Wenn das Lehramt der Kirche die Vorschriften des sittlichen Naturgesetzes in Erinnerung ruft, übt es einen wesentlichen Teil seiner prophetischen Aufgabe aus, den Menschen zu verkünden, was sie in Wirklichkeit sind, und sie daran zu erinnern, was sie vor Gott sein sollen“ (KKK, 2036). Wenn Bischöfe und Gläubige sich selbst mit Geist und Herz gehorsam den Antrieben des Heiligen Geistes unterwerfen, dann leuchtet die ewiggültige Wahrheit kraftvoll in der gesamten Kirche auf und erbaut den Leib Christi und bewirkt die Wandlung der Welt.

Die Antwort beider, des Bischofs und der Gläubigen, auf die Ausübung der Lehrautorität Christi ist Gehorsam, da sie in den verkündeten, den Glauben und die Sitten betreffenden Wahrheiten die unfehlbare Leitung zu ihrem Heil in Christus finden, der zu Seinen Aposteln sagte: „Wer euch hört, der hört Mich“ (Lk 10, 16). Die Worte unseres Herrn sind unmißverständlich in ihrer Bedeutung für uns.

Gehorsam dem Lehramt gegenüber ist eine Tugend, die man erwirbt, indem man diesen Gehorsam praktiziert. Wenn die Hirten der Herde dem Lehramt, dessen Ausübung ihnen obliegt, gehorsam sind, dann wachsen die Mitglieder der Herde im Gehorsam und schreiten mit Christus voran auf dem Weg des Heils. Wenn der Hirte nicht gehorsam ist, dann gibt die Herde leichthin der Verwirrung und dem Irrtum nach. Der Hirte muß zumal aufmerksam sein auf die Anschläge Satans, der weiß, daß dann, wenn er den Hirten niederschlagen kann, es ein Leichtes ist, die Herde zu zerstreuen (vgl. Sach 13,7).

In seiner Enzyklika Fides et ratio (Über das Verhältnis von Glaube und Vernunft) gemahnte uns der verehrungswürdige Papst Johannes Paul II. daran, daß das Magisterium strengstens an die Heilige Überlieferung und an die Heilige Schrift gebunden ist, während zur gleichen Zeit Heilige Überlieferung und Heilige Schrift von einer Generation in die nächste weitergereicht werden durch den Gehorsam dem Magisterium gegenüber. Papst Johannes Paul II. erklärte:

    „Die ‚höchste Richtschnur ihres Glaubens‘ kommt ihr aus der Einheit zwischen     der Heiligen Überlieferung, der Heiligen Schrift und dem Lehramt der Kirche     zu, die der Heilige Geist so geknüpft hat, daß keine der drei ohne die anderen     bestehen kann“ (Fides et ratio, 55).

Der Glaube ist ein lebendiger. Der Glaube wird empfangen durch das Wirken des Heiligen Geistes, der in der Seele wohnt, und dieses findet seinen Ausdruck in der reinigenden und stärkenden Kraft der Handlungen des Heiligen Geistes, der den Menschen drängt, seinen Glauben in die Tat umzusetzen.

Der Glaubensgehorsam besteht darin, Geist und Herz so zu bereiten, daß man all das, was Gott uns offenbart hat, gläubig annimmt, und all das tut, worum Er uns bittet. Der Glaubensgehorsam ist die angemessene Antwort auf die Offenbarung Gottes, die ihre Erfüllung in unserem Herrn Jesus Christus hat (vgl. Hebr 11,8). Gehorsam dem Lehramt gegenüber als dem Wächter und Lehrer des Glaubens ist die fundamentale Disposition des getauften und gefirmten Katholiken (vgl. KKK, 142, 143).

Die Selige Jungfrau Maria lebte den Glaubensgehorsam vollkommen. Anläßlich des Besuchs Marias bei ihrer Kusine Elisabeth, beschrieb diese Marias Identität als Mutter des Erlösers mit den Worten: „Selig ist die, die geglaubt hat, daß sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ“ (Lk 1, 45). Marias Antwort auf die Ankündigung des Erzengels Gabriel drückte vollkommen die Verfügbarkeit des allumfassenden Gehorsams aus, welcher ihre Seele prägte: „Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast” (Lk 1, 38). Marias Antwort ist das Vorbild für unsere tägliche Antwort auf Gottes Willen in unserem Leben, den das Magisterium der Kirche uns lehrt. Die letzten, im Evangelium überlieferten Worte der Muttergottes sind die Summe ihrer mütterlichen Wegweiseung für uns. Als die Diener, die sich um den Wein kümmerten, bei der Hochzeit zu Kana zu ihr kamen und um Hilfe baten, wies sie sie an Gottes Sohn, ihren Sohn, mit dem Rat: „Was Er euch sagt, das tut!” (Joh 2,5). Indem sie ihrem mütterlichen Rat gehorchten, wurden die Diener die Zeugen des ersten Wunders Jesu in seinem öffentlichen Wirken.

Glaube ist zuallererst „persönliche Bindung des Menschen an Gott” (KKK, 150). Wenn wir all dem, was Gott uns offenbart hat, gläubig zustimmen, dann setzen wir unser ganzes Vertrauen in Ihn, in Seine Vorsehung. Solch ein Vertrauen kann allein in Gott gesetzt werden. Glauben an Gott, den Vater, und vollkommenes Vertrauen in Seine Verheißungen ist klarerweise Glauben an Jesus Christus, Seinen eingeborenen Sohn, und an den Heiligen Geist, der stets bei uns bleibt in der Kirche (vgl. KKK, 151,152). Unser Herr Jesus Christus macht uns eins mit Ihm, indem wir all das tun, um was uns der Vater bittet durch die Ausgießung der siebenfachen Gabe des Heilung Geistes in unsere Seelen: die Gnade des Heiligen Geistes versetzt uns in die Lage, Gottes Wille zu erkennen und ihn mutig auszuführen. Die siebenfache Gabe des Heiligen Geistes schafft in unseren Seelen eine siebenfache Disposition, die man als den Glaubensgehorsam beschreiben kann.

Das sittliche Leben fließt aus unserem Glauben an Gott. Es ist der „Glaubensgehorsam” in Aktion. Die erste Tafel der Zehn Gebote regelt unsere rechte Beziehung zu Gott, die unsere rechte Beziehung zu den anderen und zur Welt ermöglicht, welche von der zweiten Tafel geregelt wird. Wenn wir uns sittlich verfehlen, dann verfehlen wir uns auch im Glauben (vgl. KKK, 2087, 2088). Ich erinnere oftmals an die Worte eines weisen Lehrer des kanonischen Rechts, der mich die kirchliche Disziplin hinsichtlich der Kleriker lehrte. Mehr als einmal erzählte er der Unterrichtsklasse: „Dort, wo es Probleme mit der Keuschheit gibt, dort gibt es Probleme mit dem Gehorsam.” Unsere Rebellion gegen die sittliche Wahrheit ist eine Rebellion gegen Gott und all das, was Er uns lehrt.


Herausforderungen im Gehorsam gegenüber dem Lehramt

Gehorsam dem Lehramt gegenüber ist für den Menschen in jedem Zeitlater  schwierig. Die Praxis des “Glaubensgehorsams” ist schwer zu meistern. Die Schwierigkeit kommt sowohl aus unserem Inneren wie von außen. Wir leiden an der Sünde unserer Stammeltern, die im Grunde eine Sünde stolzen Ungehorsams und einer Rebellion gegen Gottes Willen war. Die Gnade des Heiligen Geistes, die durch die Taufe in unsere Seelen gegossen, durch die Firmung in unseren Seelen gestärkt und zum Wachsen gebracht und durch die heilige Eucharistie in unseren Seelen genährt wird – sie allein hilft uns, unsere angeborene Neigung zur Rebellion und zum Ungehorsam in Griff zu bekommen.

Außerhalb unser schlägt uns Satan unablässig die gleiche Versuchung vor, die er unseren Stammeltern vorschlug, die Versuchung so zu handeln, als ob Gott nicht existierte, zu handeln so, als seien wir Götter. Die Welt um uns, die Kultur, in der wir leben, ist – bis hin zu der Stufe, daß sie Satans Täuschung erlegen ist – eine Quelle starker Versuchung für uns. Tatsächlich wurde unsere Kultur als „gottlos” beschrieben, sowohl vom verehrungswürdigen Papst Johannes Paul II. wie auch von Papst Benedikt XVI. Unsere Kultur lehrt uns so zu handeln, als ob Gott nicht existierte. Zur selben Zeit lehrt sie uns radikalen Individualismus und Eigennutz, die uns von der Gottesliebe und der Nächstenliebe wegführen.

Oftmals ist der Mangel an Gehorsam dem Lehramt gegenüber nicht vollständig, sondern auswahlweise. Unsere Kultur lehrt uns zu glauben, was paßt, und zurückzuweisen, was uns schwerfällt oder uns herausfordert. Derart können wir leichthin in einen „Cafeteria-Katholizismus” verfallen, eine Glaubenspraxis, die aus dem depositum fidei, dem Glaubensgut, herauspickt und auswählt, was zu glauben und in die Tat umzusetzen ist. Ein äußerst tragisches Beispiel für den Mangel an Glaubensgehorsam, auch was manche Bischöfe betrifft, war die Antwort Vieler auf die Enzyklika Humanae vitae von Papst Paul VI., die am 25. Juli 1968 veröffentlicht wurde. Die daraus resultierende Verwirrung verführte viele Katholiken zu einem sündigen Lebenswandel, was die Weitergabe und die Erziehung menschlichen Lebens betrifft.

Der Mangel an vollständigem Gehorsam gegenüber dem Lehramt zeigt sich gleichfalls in der Heuchelei von Katholiken, die vorgeben, ihren Glauben zu leben, die sich jedoch weigern, die Wahrheit des Glaubens in den politischen, medizinischen, geschäftlichen oder den anderen menschlichen Unternehmungen in die Praxis umzusetzen. Diese Katholiken geben vor, sich „persönlich” an die Wahrheit des Glaubens zu halten, etwa was die Unverletzbarkeit des unschuldigen und wehrlosen menschlichen Lebens betrifft, im politischen Bereich jedoch oder in der medizinischen Praxis sind sie mitbeteiligt am Anschlag auf unsere ungeborenen Brüder und Schwestern oder auf unsere Brüder und Schwestern, die unter der Last der Jahre durch Krankheit oder andere besondere Nöte gebrechlich geworden sind. Ihr Ungehorsam bezieht sich nicht auf irgendeine Sonderwahrheit im Leben der Kirche, d.h. nicht auf irgendeine Beichtmaterie, sondern ist Ungehorsam gegenüber der Wahrheit des göttlichen Sittengesetzes, das in jedes menschliche Herz eingeschrieben und darum von allen zu befolgen ist.

Der Glaubensgehorsam verpflichtet uns in jeder Lebenssituation, auch in den Situationen, in denen es sehr schwerfällt das zu tun, was Gott von uns verlangt. Im äußersten Fall könnte der Glaubensgehorsam das Martyrium erfordern. In seiner Enzyklika Veritatis splendor (Über einige grundlegende Fragen der kirchlichen Morallehre, vom 6. August 1993) lehrte uns der verehrungswürdige Papst Johannes Paul II., daß es keinen Kompromiß hinsichtlich des Gehorsams gegenüber der Morallehre des Lehramtes geben kann:

    „Auch in den schwierigsten Situationen muß der Mensch die sittlichen Normen     beachten, um den heiligen Geboten Gottes gehorsam und in    Übereinstimmung mit der eigenen Personenwürde zu sein. Sicherlich verlangt    die Harmonie zwischen Freiheit und Wahrheit mitunter durchaus    ungewöhnliche Opfer und wird um einen hohen Preis erlangt: er kann auch    das Martyrium einschließen” (Veritatis splendor, 102a).


Das Lehramt und das öffentliche Leben

Was das Lehramt und das öffentliche Leben betrifft, so hat sich vielerorts die falsche Ansicht entwickelt, daß ein Christ oder überhaupt ein Gläubiger sein Glaubensleben vom öffentlichen Leben abzusondern habe, um ein wahrer Staatsbürger zu sein. Folgt man dieser Ansicht, dann endet man zum Beispiel bei Christen, die persönlich für sich in Anspruch nehmen, gläubige Mitglieder der Kirche zu sein und dementsprechend die Gebote des natürlichen Sittengesetzes einzuhalten, während sie das Recht fördern und unterstützen, das Sittengesetz in seinen fundamentalsten Grundsätzen zu verletzen. Wir stoßen auf selbsternannte Katholiken, die beispielsweise das Recht der Frau, die Tötung des Kindes in ihrem Schoß durchzuführen, fördern und unterstützen, desgleichen das Recht zweier gleichgeschlechtlicher Personen auf die Anerkennung, die der Staat einem Mann und einer Frau zuerkennt, die in den Stand der Ehe eingetreten sind. Es ist nicht möglich, ein praktizierender Katholik zu sein, und sich öffentlich derart aufzuführen.

Während die Kirche die Auferlegung rein konfessioneller Praktiken der Allgemeinbevölkerung nicht vorschlägt, muß sie gleichwohl die Lehre und die Aufrechterhaltung des Sittengesetzes, das allen Menschen gemeinsam und im Herzen jeder wahren Religion verankert ist, pflegen. Welche Regierungsform würde verlangen, daß ihre Bürger und ihre politischen Führer ohne den Bezug zu den fundamentalen Erfordernissen des Sittengesetzes agierten?

Wenn auch wahre Religion das natürliche Sittengesetz lehrt, ist die Befolgung des Sittengesetzes gleichwohl keine konfessionelle Praxis. Sie ist vielmehr eine Antwort auf das, was in den Tiefen eines jeden menschlichen Herzens eingeschrieben ist. Religiöser Glaube artikuliert einfachhin das natürliche Sittengesetz und ermöglicht es den Gläubigen, bereitwilliger wahrzunehmen, was ihre eigene menschliche Natur und die Natur der Dinge von ihnen verlangt, und ihr Leben in Einklang zu bringen mit der Wahrheit des Erkannten. Darum haben in der Vergangenheit Regierungen die Bedeutung des religiösen Glaubens für das Leben einer Nation anerkannt. In der Tat haben die Gesetze vieler Nationen zum Ziel gehabt, die Lehre und die Praxis des religiösen Glaubens zum Wohle aller zu schützen.

In seiner Enzyklika Caritas in veritate erinnert uns Papst Benedikt XVI. daran:

„Die christliche Religion und die anderen Religionen können ihren Beitrag zur Entwicklung nur leisten, wenn Gott auch im öffentlichen Bereich mit spezifischem Bezug auf die kulturellen, sozialen, wirtschaftlichen und insbesondere politischen Aspekte Platz findet. Die Soziallehre der Kirche ist entstanden, um dieses »Statut des Bürgerrechts« der christlichen Religion geltend zu machen. Die Verweigerung des Rechts, öffentlich die eigene Religion zu bekennen und dafür tätig zu sein, daß auch das öffentliche Leben über die Wahrheiten des Glaubens unterrichtet wird, bringt negative Folgen für die wahre Entwicklung mit sich. (…) Die Vernunft bedarf stets der Reinigung durch den Glauben, und dies gilt auch für die politische Vernunft, die sich nicht für allmächtig halten darf. Die Religion bedarf ihrerseits stets der Reinigung durch die Vernunft, um ihr echtes menschliches Antlitz zu zeigen. Der Abbruch dieses Dialogs ist mit einem schwer lastenden Preis für die Entwicklung der Menschheit verbunden“ (Caritas in veritate, 56).

In der gegenwärtigen Weltsituation  hat der christliche Glaube eine entscheidende Verantwortung, um deutlich das natürliche Sittengesetz und dessen Forderungen zu artikulieren.

Unter dem kontinuierlichen Einfluß einer rationalistischen und säkularen Philosophie, die nicht länger Gott, sondern den Menschen zum Maßstab dessen macht, was gut und recht ist, wurden viele hinsichtlich der grundlegendsten Wahrheiten in Verwirrung gestürzt, so etwa über die unverletzbare Würde des unschuldigen menschlichen Lebens vom Beginn der Empfängnis bis zum Augenblick des natürlichen Todes und über die Integrität der Ehe zwischen einem Mann und einer Frau als der ersten und unersetzbaren Zelle des gesellschaftlichen Lebens. Wenn Christen darin versagen, das natürliche Sittengesetz zu artikulieren und aufrechtzuerhalten, dann versagen sie in der fundamentalen Aufgabe des Patriotismus, in der Liebe zu ihrem Land, dessen Gemeinwohl sie zu dienen haben.

Papst Benedikt XVI. gemahnt uns: „Ein solches universales Sittengesetz ist die feste Grundlage eines jeden kulturellen, religiösen und politischen Dialogs und erlaubt dem vielfältigen Pluralismus der verschiedenen Kulturen, sich nicht von der gemeinsamen Suche nach dem Wahren und Guten und nach Gott zu lösen“ (Caritas in veritate, 59). Indem der Papst Bezug nimmt auf den fundamentalen Defekt unserer Gesellschaft, nämlich „eines Gewissens, das bereits unfähig ist, das Menschliche zu erkennen“, erklärt Benedikt XVI.: „Gott enthüllt dem Menschen den Menschen; die Vernunft und der Glaube arbeiten zusammen, ihm das Gute zu zeigen, wenn er es nur sehen wollte; das Naturrecht, in dem die schöpferische Vernunft aufscheint, zeigt die Größe des Menschen auf, aber auch sein Elend, wenn er den Ruf der moralischen Wahrheit nicht annimmt“ (Caritas in veritate, 75)


Das Ärgernis des Ungehorsams gegenüber dem Lehramt

Wenn wir die Verantwortung der Christen und aller Menschen guten Willens erkennen, das natürliche Sittengesetz deutlich zum Ausdruck zu bringen und aufrechtzuerhalten, dann haben wir auch das Ärgernis zu erkennen, welches dadurch gegeben ist, daß Christen im öffentlichen Leben in der Aufrechterhaltung des Sittengesetzes versagen. Wenn diejenigen, die sich als Christen bekennen, zur gleichen Zeit eine Politik und Gesetze begünstigen und bewerben, welche die Zerstörung von unschuldigem, wehrlosem menschlichen Leben mit sich bringen und welche die Integrität von Ehe und Familie verletzen, dann werden die Bürger verwirrt und in die Irre geführt hinsichtlich der Grundlagen des Sittengesetzes.

In unserer Zeit hat man große Bedenken, über Ärgernisse zu sprechen, so als sei das Ärgernis irgendwie nur ein Phänomen, das Leute mit eingeschränkter oder unaufgeklärter Vernunft  beträfe, und demzufolge ein Werkzeug dieser Personen, um andere harsch und fälschlich zu verdammen. Gewiß gibt es so etwas wie ein pharisäisches Ärgernis, d.h. eine böswillige Interpretation von moralisch guten oder zumindest moralisch indifferenten Handlungen anderer. Der Begriff rührt vom vermeintlichen Ärgernis her, welches Jesus bei den Pharisäern anläßlich der Heilung des Blindgeborenen auslöste (vgl. Joh 9,13-34).

Doch es gibt auch das echte Ärgernis, nämlich das Ärgernis, das wir geben, wenn wir durch unsere Worte, Taten und Unterlassungen andere zu Verwirrung und Irrtum verführen und folglich zur Sünde verleiten. Unser Herr war unzweideutig in der Verurteilung jener, die aufgrund ihrer Handlungen oder Unterlassungen andere verwirren oder zur Sünde verleiten. Als Er seine Jünger über die Verführungen belehrte, erklärte Er: „Es ist unvermeidlich, daß Verführungen kommen. Aber wehe dem, der sie verschuldet. Es wäre besser für ihn, man würde ihn mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer werfen, als daß er einen von diesen Kleinen zum Bösen verführt“ (Lk 17,1-2).

Es ist klar, daß unser Herr die Vermeidung von Ärgernissen, zumal von jeder Handlung oder Unterlassung, welche andere zur Sünde verleiten könnte, als eine vorrangige Verantwortung mit den ernstesten Folgen erachtete. Die Worte Jesu sind diesbezüglich nichts weniger als heftig.

Die Tatsache zu ignorieren, daß Katholiken im öffentlichen Leben, die beharrlich das Sittengesetz hinsichtlich der Unverletzbarkeit des unschuldigen menschlichen Lebens oder der Integrität der ehelichen Gemeinschaft verletzen, viele in Verwirrung stürzen oder in irrige Auffassungen über die grundlegendsten Lehren des Sittengesetzes, trägt faktisch zur Verwirrung und zum Irrtum bei, welche unsere Brüder und Schwestern schwerst schädigen und damit die ganze Nation schädigen. Die beständige Disziplin der Kirche hat unter anderem aus diesem Grund untersagt, daß die Heilige Kommunion oder ein kirchliches Begräbnis denjenigen gewährt wird, die trotz Ermahnung darauf beharren, das Sittengesetz weiterhin schwer zu schädigen (vgl. CIC, cann. 915; 1184, §1,31).

Es wurde gesagt, daß diese disziplinarischen Maßnahmen, denen die Kirche die Jahrhunderte hindurch beständig treu geblieben ist, sich anmaßen, ein Urteil über das ewige Heil der Seelen abzugeben, ein solches Urteil stünde jedoch allein Gott zu, darum sollten jene aufgegeben werden. Dem entgegen sind freilich diese disziplinarischen Maßnahmen kein Urteil über das ewige Seelenheil der betreffenden Person. Sie sind schlicht und einfach die Anerkennung einer objektiven Wahrheit, der Tatsache nämlich, daß die öffentlichen Handlungen der Seele eine schwerwiegende Verletzung des Sittengesetzes darstellen, und dies zum eigenen schweren Schaden und zum schweren Schaden anderer, die durch diese Handlungen verwirrt oder in die Irre geführt werden. Die Kirche vertraut jede Seele der Barmherzigkeit Gottes an, die bei weitem unsere Vorstellungskraft überschreitet; dies ist jedoch keine Entschuldigung für sie, die Wahrheit des Sittengesetzes nicht zu verkünden, und zwar auch, zum Seelenheil aller, durch Anwendung ihrer altbewährten disziplinarischen Maßnahmen.

Wenn eine Person öffentlich für schwere sündhafte Handlungen eingetreten ist und daran mitgewirkt hat, derart viele in die Verwirrung und in den Irrtum führend hinsichtlich fundamentaler Fragen der Achtung des menschlichen Lebens sowie der Integrität von Ehe und Familie, dann hat ihre Reue über solche Handlungen auch öffentlich zu sein. Die betreffende Person trägt eine erhebliche Verantwortung für das schwerwiegende Ärgernis, das sie verursachte. Die Verantwortung ist vor allem erheblich bei politischen Verantwortungsträgern. Die Wiedergutmachung eines solchen Ärgernisses beginnt mit der öffentlichen Anerkennung des eigenen Irrtums und der öffentlichen Erklärung, daß er dem Sittengesetz Folge leistet. Die Seele, welche die Schwere ihrer Tat wahrnimmt, wird tatsächlich sogleich die Notwendigkeit der öffentlichen Wiedergutmachung verstehen.

Wenn es auch stimmt, daß es stets die Gefahr gab, durch öffentliche und sündhafte Handlungen oder Unterlassungen anderen zum Ärgernis zu werden, so hat sich doch diese Gefahr heutzutage erhöht. Aufgrund der im öffentlichen Diskurs anzutreffenden allgemeinen Verwirrung über das Sittengesetz, die zudem in Gesetze und richterliche Verlautbarungen Einlaß gefunden hat, ist der Christ heute, wenn es darum geht, das Sittengesetz zum Ausdruck zu bringen und aufrechtzuerhalten, zu einem gleichsam höheren Maß an Klarheit verpflichtet.

Es ist insbesondere heimtückisch, daß unsere Gesellschaft, die zutiefst verwirrt ist über die grundlegenden Güter, zugleich glaubt, daß das Ärgernis der Vergangenheit angehört. Die Handschrift des Vaters der Lüge ist zu erkennen in der Mißchtung der Situation des Ärgernisses oder in der Verhöhnung oder selbst der Rüge derjenigen, die den Ärger wahrnehmen. In seiner Lehre über das Verhältnis von „Humanökologie“ und „Umweltökologie“ unterstreicht Papst Benedikt XVI. den Widerspruch im gängigen moralischen Verständnis, der uns und insonderheit die Jugendlichen in ernstzunehmende Verwirrung und Irrtümer leitet:

„Wenn das Recht auf Leben und auf einen natürlichen Tod nicht respektiert wird, wenn Empfängnis, Schwangerschaft und Geburt des Menschen auf künstlichem Weg erfolgen, wenn Embryonen für die Forschung geopfert werden, verschwindet schließlich der Begriff Humanökologie und mit ihm der Begriff der Umweltökologie aus dem allgemeinen Bewußtsein. Es ist ein Widerspruch, von den neuen Generationen die Achtung der natürlichen Umwelt zu verlangen, wenn Erziehung und Gesetze ihnen nicht helfen, sich selbst zu achten. Das Buch der Natur ist eines und unteilbar sowohl bezüglich der Umwelt wie des Lebens und der Bereiche Sexualität, Ehe, Familie, soziale Beziehungen, kurz der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen. Unsere Pflichten gegenüber der Umwelt verbinden sich mit den Pflichten, die wir gegenüber dem Menschen an sich und in Beziehung zu den anderen haben. Man kann nicht die einen Pflichten fordern und die anderen unterdrücken“ (Caritas in veritate, 51).

Eine der Ironien der gegenwärtigen Situation besteht darin, daß die Person, die das Ärgernis der schwerwiegenden sündhaften öffentlichen Handlungen eines katholischen Mitbruders  wahrnimmt, angeklagt wird, es an mitbrüderlicher Liebe fehlen zu lassen und innerhalb der Kirche für Spaltung zu sorgen. In einer Gesellschaft, deren Denken dominiert wird von der „Diktatur des Relativismus“ und in welcher politische Korrektheit und menschliche Rücksicht die ultimativen Kriterien für das sind, was zu tun und was zu unterlassen ist, macht die Vorstellung, daß man jemanden in den moralischen Irrtum führt, wenig Sinn. Was in einer solchen Gesellschaft erstaunen erregt, ist die Tatsache, daß jemand die politische Korrektheit nicht beachtet und dadurch scheinbar Spaltung in den sogenannten gesellschaftlichen Frieden bringt.

Zu lügen und das Künden der Wahrheit zu unterlassen, ist jedoch nie ein Zeichen der brüderlichen Liebe. Eine Einheit, die nicht auf der Wahrheit des Sittengesetzes gegründet ist, ist nicht die Einheit der Kirche. Die Einheit der Kirche gründet darin, die Wahrheit in Liebe auszusprechen. Diejenige Person, die bei öffentlichen Handlungen von Katholiken, die schwerwiegend gegen das Sittengesetz verstoßen, das Ärgernis wahrnimmt, zerstört nicht nur nicht die Einheit, sondern lädt die Kirche ein wiederherzustellen, was ganz offensichtlich eine ernstzunehmende Bresche in deren Leben ist. Würde sie im Falle der öffentlichen Unterstützung von Anschlägen auf das menschliche Leben und die Familie das Ärgernis nicht wahrnehmen, dann wäre ihr Bewußtsein bezüglich der Wirklichkeiten, die am meisten heilig sind, nicht ausgebildet oder vernebelt.


Das Gemeinwohl und die Förderung der Kultur des Lebens

Um die Kultur des Lebens voranzubringen, müssen wir schließlich einen klaren Begriff über die objektive Bedeutung des Gemeinwohls haben. Das Zweite Vatikanische Ökumenische Konzil beschrieb das Gemeinwohl als „die Gesamtheit jener Bedingungen des gesellschaftlichen Lebens, die sowohl den Gruppen als auch deren einzelnen Gliedern ein volleres und leichteres Erreichen der eigenen Vollendung ermöglichen“ (Gaudium et spes, 27). Diese Vollendung von Einzelnen wie von Gesellschaften steht nicht im subjektiven Ermessen von denjenigen, die etwa an der Macht sind. Die Vollendung, um die es geht, ist in die ureigene Natur des Menschen eingeschrieben, ja in die Natur selbst. Es ist die Vollendung, auf die hin Gott uns und unsere Welt geschaffen hat, nicht die Vollendung, die wir zu irgendeinem Zeitpunkt vielleicht anziehend oder nützlich finden. Es ist interessant anzumerken, daß das englische Wort fulfillment (Vollendung) die Übersetzung des lateinischen Wortes perfectio ist, welches die Vollkommenheit des Einzelnen oder der Gruppe meint, gemäß der wesenseigenen Natur und letzten Ausrichtung des Menschen.

Um die Kultur des Lebens voranzubringen, müssen wir klar sein über die objektive Natur des Gemeinwohls und die Vollkommenheit, die es ermöglicht. Nicht jedermann, der den Begriff des Gemeinwohls benutzt, versteht dessen wahre Bedeutung. Ein berühmter europäischer katholischer Theologe, der die Grußworte des amerikanischen Präsidenten Barack Obama bei der akademischen Abschlußfeier an der Notre Dame Universität am 17. Mai 2009 kommentierte, stellte fest:

„Tatsächlich scheint die Rede, gehalten an der Notre Dame Universität, durchsetzt von Bezügen, die aus der christlichen Überlieferung stammen. Zum Beispiel kehrt in ihr oftmals ein Ausdruck wieder – der Begriff des ‚gemeinsamen Grundes’ (common ground) – , der mit einem fundamentalen Konzept der kirchlichen Soziallehre, nämlich dem des Gemeinwohls, korrespondiert“ (Georges Cottier, O.P., La politica, la morale e il peccato originale, in: 30giorni, 2009, no.5, 33).

Das Gemeinwohl bezieht sich auf eine objektive Vollkommenheit, welche nicht durch die gemeinsame Übereinkunft einiger von uns definiert ist. Das Gemeinwohl ist definiert durch die Schöpfung selbst, da es aus der Hand des Schöpfers stammt. Die Vorstellung des gemeinsamen Grundes korrespondiert nicht nur nicht mit der Realität des Gemeinwohls, sie kann selbst sogar zu dieser im Gegensatz stehen, dann etwa, wenn in einer allgemeinen gesellschaftlichen Übereinkunft etwas als gut für die Gesellschaft akzeptiert wird, was in Wirklichkeit immer und überall ein Übel ist.

In den Worten Papst Benedikts XVI.: Das Gemeinwohl „ist das Wohl jenes ‚Wir alle’, das aus Einzelnen, Familien und kleineren Gruppen gebildet wird, die sich zu einer sozialen Gemeinschaft zusammenschließen“ (Caritas in veritate, 7). Das Gemeinwohl entspricht den realen Bedürfnissen unserer Nächsten: „Jeder Christ ist zu dieser Nächstenliebe aufgerufen, in der Weise seiner Berufung und entsprechend seinen Einflußmöglichkeiten in der Polis“ (Caritas in veritate, 7). Papst Benedikt XVI. tröstet uns und drängt uns, vorwärtszugehen in der Suche nach dem Gemeinwohl:

„Die Liebe Gottes ruft uns zum Aussteigen aus allem, was begrenzt und nicht endgültig ist; sie macht uns Mut, weiter zu arbeiten in der Suche nach dem Wohl für alle, auch wenn es sich nicht sofort verwirklichen läßt, auch wenn das, was uns zu verwirklichen gelingt – uns und den politischen Autoritäten und Wirtschaftsfachleuten –, stets weniger ist als das, was wir anstreben. Gott gibt uns die Kraft, zu kämpfen und aus Liebe für das gemeinsame Wohl zu leiden, weil er unser Alles, unsere größte Hoffnung ist“ (Caritas in veritate, 78).


Fazit

Laßt uns, dem Lehramt gehorsam, mit neuer Begeisterung und neuer Energie uns einsetzen im Kampf für die Förderung der Kultur des Lebens in unserer Welt. Der Kampf ist anspruchsvoll, und die widersacherischen Kräfte sind zahlreich und raffiniert. Doch der Sieg ist bereits errungen, und der Sieger unterläßt es nie, im Kampf an unserer Seite zu stehen, getreu Seiner Zusage an uns: „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20).

Allein der Gehorsam dem Lehramt gegenüber ist der Weg, am Sieg des ewigen Lebens teilzuhaben, und der Dienst der Bischöfe, uns zu einem je reineren und kraftvolleren Gehorsam zu führen, ist unersetzlich. Es gibt keinen andern Weg zum Heil als dem Wort Gottes zuzuhören und es mit unserem ganzen Sein in die Tat umzusetzen. Wir wissen, daß wir dann, wenn wir die Wahrheit aussprechen und die Wahrheit leben, die da ist Christus, der Herr des Himmels und der Erde, eine Kultur des Lebens in unserer Welt fördern, eine Kultur, in der das Gemeinwohl für alle sichergestellt und gewährleistet ist, ohne  Einschränkung oder Ausnahme.

Der Hebräerbrief, der uns in besonderer Art und Weise den „Gehorsam des Glaubens“ lehrt, erinnert uns daran, daß unser Herr selbst „durch Leiden den Gehorsam lernte“ und ebenso für uns alle zum Urheber des ewigen Lebens, des ewigen Heils geworden ist. Wir bitten um den Gehorsam Christi jedesmal, wenn wir das Vaterunser beten, in dem die Worte stehen, die uns der Herr selbst lehrte: „Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.“ Der Katechismus der Katholischen Kirche versichert uns in seinem Kommentar zu dieser Bitte des Herrengebets, daß wir, inspiriert durch das Gebet, durch Christi Gebet in uns, in der Lage sind zu tun, wozu wir aus uns heraus unfähig sind, wozu wir jedoch fähig sind dann, wenn wir in Christus sind, aufgrund des Heiligen Geists, der aus Seinem durchbohrten glorreichen Herzen ausströmt:

„Jesus hat ‚obwohl er der Sohn war … durch Leiden den Gehorsam gelernt‘ (Hebr 5,8). Wieviel mehr gilt das für uns Geschöpfe und Sünder, die wir in Jesus an Kindes Statt angenommen wurden? Wir bitten unseren Vater, unseren Willen mit dem seines Sohnes zu vereinen, damit wir seinen Willen, den Ratschluß des Heiles für das Leben der Welt, erfüllen. Aus uns selbst sind wir dazu völlig unfähig, aber mit Jesus vereint und mit der Kraft seines Heiligen Geistes können wir dem Vater unseren Willen übergeben und uns zu dem entschließen, wozu sich der Sohn stets entschieden hat: Das zu tun, was dem Vater gefällt“ (KKK,  2825).

Vertrauen wir uns selbst und unsere Welt den Gebeten der Muttergottes an. Durch ihre ununterbrochene mütterliche Fürsorge wird sie nicht fehlgehen, uns und unsere Welt zur Wahrheit zu bringen, zu ihrem göttlichen Sohn, unserem Herrn Jesus Christus. Zum Schluß mache ich mir das Gebet zu eigen, mit dem Papst Benedikt seine Enzyklika Caritas in veritate abschloß:

„Die Jungfrau Maria, die von Papst Paul VI. zur Mater Ecclesiae erklärt wurde und vom christlichen Volk als Speculum iustitiae und Regina pacis verehrt wird, beschütze uns und erhalte uns durch ihre himmlische Fürsprache die Kraft, die Hoffnung und die Freude, die wir brauchen, um uns weiterhin großzügig der Verpflichtung zu widmen, »die Entwicklung des ganzen Menschen und aller Menschen« zu verwirklichen“ (Caritas in veritate, 79).


+ Raymond Leo Burke
Erzbischof em. von Saint Louis
Präfekt der Apostolischen Signatur;
am 20. November 2010 in den Kardinalsrang erhoben

Menschwerdung

 (hli.at) Neun Monate! Genau, so lange dauert eine normale Schwangerschaft. Bei Jesus war es nicht anders. Jesus ist wahrer Gott. Aber Er ist auch wahrer Mensch. Und zum Menschsein gehört die Schwangerschaft.

Briten haben dies auf ihre Art ins Bild gebracht:

Ein Baby mit Heiligenschein. Das noch ungeborene
Jesuskind im Ultraschall.

Auch so kann man das unfaßbare Geheimnnis der
Menschwerdung ausdrücken.

Die Theologie sagt nichts anderes. Einer der
Lieblingssätze von Johannes Paul II. war dieser:



„Denn Er, der Sohn Gottes, hat sich in seiner
Menschwerdung gewissermaßen mit jedem
Menschen vereinigt“ 
(Gaudium et spes 22).

Wir wünschen allen Lesern,
Wohltätern und Freunden des Lebens

Gesegnete Weihnachten !

©Foto: ChurchAds.Net

Sex, Lügen und Videos

(LifeNews.com/liveaction.org/hli.at) – Planned Parenthood ist der größte internationale Anbieter von Abtreibung und Verhütung. Pro familia ist der deutsche Ableger der internationalen Abtreibungskette. Abtreibungen werden verkauft, vermarktet und mit allen Mitteln an die Frau gebracht – auch wenn diese Frau minderjährig ist. Hauptsache das Geschäft geht weiter und der Rubel rollt.


Videos, gefilmt von Undercover-Untersuchern, die die Lügen von Planned Parenthood öffentlich machen wollen, zeigen die ungeschminkte Wahrheit:

Video 1 zeigt: Was sich als Beratung ausgibt, ist knallharte Verdrehung der Wirklichkeit:

Video 2 zeigt: Planned Parenthood deckt sexuellen Mißbrauch an Teenagern:

Bild Quelle: LifeNews.com

Wanted!

Wer nach modernen Helden und Heldinnen sucht – hier ist eine: Lila Rose.



Mit 15 startete sie die Prolife-Bewegung Live Action. Mit 18 drehte sie ihr erstes Undercover-Video in einer Abtreibungsfiliale des US-Abtreibungsriesen Planned Parenthood (deutscher Ableger: pro familia). Seidem folgte Video auf Video. Und jedes Video dokumentiert den alltäglichen Horror: Planned Parenthood deckt den Mißbrauch an 13jährigen Teenagern, Planned Parenthood deckt die Vergewaltiger und Zuhälter von jungen Mädchen, Planned Parenthood steht brutal auf der Seite der Täter.

Lila Rose ließ sich nicht beirren. Da Planned Parenthood seine finanziellen Felle fortschwimmen sah, drohte der Abtreiberkonzern, gerichtlich gegen Lila vorzugehen. In den Abtreibungsfilialen von Planned Parenthood hängt das Bild von Lila Rose – sie ist „wanted“, sie gilt als die große Übeltäterin. Denn Lila Rose hat sichtbar gemacht, was hinter verschlossenen Türen passiert: Wie mit kriminellen Machenschaften Mädchen und Frauen rücksichtslos ausgebeutet werden. Und das Ganze läuft unter dem Stichwort: Gesundheitsfürsorge.

Glenn Beck hat Lila Rose interviewt (ab 20:33 min). Er selbst, der in seiner Sendung das rassistische und nazistische Gedankengut von Planned Parenthood aufdeckt, zählt Lila zu den mutigsten Menschen, die er kennt. Und in der Tat, mit ihren heute 22 Jahren ist diese attraktive junge Frau eine Heldin. Sie steht da, wo jeder Staatsbürger stehen sollte: auf der Seite der Opfer.