Ist die Natürliche Empfängnisregelung (NER) eine Art Antibabypille?

(Anm.: Der folgende Text ist die Übersetzung des Video-Vortrags von P. Tom Euteneuer. Der Stil des gesprochenen Wortes wurde beibehalten, was sich in der ungezwungenen Übersetzung niederschlägt. Wer diesen Text, wie P. Tom es wünscht, an Freunde weitermailen will, kann dies auf einfachem Wege tun: Einfach das Brief-Symbol am oberen rechten Rand anklicken und ab geht die Post.

Also: Verkünde das Leben! Sei ein Apostel des Lebens!)




Grüß Gott, Ich bin P. Tom Euteneuer, Präsident von Human Life International. Ich begrüße euch zu der zweiten Kurz-Katechese über Empfängnisverhütung. Heute knüpfe ich bei dem vorher behandelten Thema an („Wie Verhütung zur Abtreibung hinführt“) und möchte die Frage behandeln, warum die Natürliche Empfängnisregelung (NER) nicht einfach eine „Katholische Geburtenregelung“ ist, wie sie von manchen genannt wurde. Dazu ist es wichtig, zuerst einmal klarzustellen, was nun tatsächlich die Lehre der Kirche bezüglich der Weitergabe des mensch­lichen Lebens ist.

  • Erstens: Was die Kirche unter dem Begriff „Offensein für das Leben“ versteht, ist, dass der Geschlechtsakt nicht direkt und absichtlich unfruchtbar gemacht werden darf, weder durch chemische oder mechanische Mittel, noch durch chirurgische Eingriffe, die darauf abzielen, die natürliche Fruchtbarkeit zu verhindern. Das war bis zum Jahr 1930 übereinstimmende Lehre aller christlichen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften, nicht nur der katholischen Kirche. Seit jeher ist man sich darüber einig, dass die Offenheit für das Leben der Grund dafür ist, dass schon die Heilige Schrift Unfruchtbarkeit als Fluch betrachtet, und das muss ganz besonders für die Fälle gelten, wo sie vorsätzlich gewählt wird. Wenn nun die Kirche lehrt, dass jeder eheliche Akt für das Leben offen sein muss, so heißt das natürlich nicht, dass jeder Geschlechtsakt ein Kind hervorbringen muss! Gott selbst hat den Zyklus im weiblichen Körper in der Weise geschaffen, dass die meisten ehelichen Akte gar nicht fruchtbar sein können. 

  • Zweitens ist es Lehre der Kirche, dass Ehepaare auch ihre Absichten nicht vorsätzlich sterilisieren sollten. Das soll heißen, dass nicht nur der Geschlechtsakt selber dem Leben Gottes fern sein kann, sondern auch die Herzen der Menschen. Sie sollen ja gemeinsam mit Gott Mit-Schöpfer sein und seinem Gebot gehorchen: „Seid fruchtbar und vermehret euch!“ Jede Methode, Gottes Autorität über die Fruchtbarkeit und den ehelichen Akt zurückzuweisen, ist sündhaft. 

  • Drittens lehrt die Kirche, dass bei der Entscheidung über Geburten nicht nur der Zeugungsakt und die Absicht eine Rolle spielen, sondern auch die Lebensumständeeines Paares. Ehepaare sind berechtigt, sich beim Verkehr der Zeitwahl zu bedienen, und sich auf die unfruchtbaren Tagen des Zyklus zu beschränken, falls sie einen gerechten oder ernsthaften Grund haben, zwischen den Geburten eine längere Pause einzulegen. Das heißt: Obwohl in erster Linie eine großzügige Einstellung gegenüber Geburten gefordert wird, erkennt die Kirche auch an, dass es Fälle gibt, wo Paare einen berechtigten, uneigennützigen Grund dafür haben, zwischen den Geburten ihrer Kinder längere Pausen einzulegen. Papst Paul VI bezeichnet das in seiner Enzyklika Humanae Vitae aus dem Jahr 1968 „verantwortete Elternschaft“, setzt dabei aber immer voraus, dass die Betroffenen Vernunft und von Gebet geleitete Erkenntnis walten lassen, wenn sie sich dazu entschließen, eine Geburt aus guten Gründen aufzuschieben. Die Mahnung zur Großzügigkeit sollte niemals die Vernunft einschränken oder Menschen in eine erniedrigende oder menschenun­würdige Lage bringen. Außerdem dürfen wir nicht vergessen, dass NER nicht nur eine wirksame Methode ist, um Geburten hinauszuschieben, sondern natürlich auch, um Schwangerschaften herbeizuführen. Auch das ist in unseren Zeiten für viele ein berechtigtes Bedürfnis.

Diese Lehrsätze sind der Hauptgrund dafür, warum man NER nicht als „Katholische Geburtenkontrolle“ bezeichnen kann. Der Zweck, den ein NER–Paar und ein empfängnisverhütendes Paar erreichen, ist derselbe: Eine Schwangerschaft zu vermeiden. Die Mittel zu diesemZweck jedoch sind grundverschieden. Paare, die NER anwenden, sterilisieren nicht einen ehelichen Akt, sondern sie kooperieren mit dem natürlichen Zyklus der Frau, anstatt die Fruchtbarkeit künstlich zunichte zu machen. Ein NER–Paar stellt die Notwendigkeit, eine Geburt hinauszuschieben, anhand ernsthafter und fairer Gründe fest, nicht nur aus Erwägungen des Lebensstils. NER begünstigt die Grundeinstellung großzügiger Verantwortlichkeit für Geburten, welche die Empfängnisverhütung gerade ablehnt. Und was das Wichtigste ist: Ein NER–Paar setzt bei der monatlichen Praxis periodischer Abstinenz Selbstbe­herrschung ein, eine Verhaltensweise, die einem verhütenden Paar vollkommen fremd ist.

Personen, die dem NER-Verfahren gegenüber kritisch eingestellt sind, nennen es wirklichkeitsfremd, aber nicht etwa deswegen, weil dabei schon viele Fälle von Fehlschlägen statistisch nachweisbar wären. Sie wollen gewöhnlich deswegen nichts davon wissen, weil sie es noch gar nie versucht haben.

Schließlich möchte ich auf etwas verweisen, was ich in einer früheren Katechese schon erwähnt habe. Empfängnisverhütung fördert Egoismus, verringert die Selbstbe­herrschung und führt oft unversehens zu einer Abtreibung. Sexuelle Freizügigkeit, zerbrochene Partnerschaften, sterilisierter ehelicher Verkehr und in letzter Konsequenz der Tod von Kindern durch Abtreibung: All das charakterisiert die Kultur des Todes. NER jedoch ist geradezu das Gegenmittel dafür. NER ist die kulturelle Umstellung, die wirklich unsere gegenwärtige Kultur des Todes verwandeln wird. Es ist kein großes Wunder, dass NER–Paare im Schnitt eine wesentlich niedrigere Scheidungsrate aufweisen und viel mehr Stabilität und Zufriedenheit in der Ehe erleben. Man erkennt einen Baum an seinen Früchten, wie es heißt.

Nun, ich will diese Katechese beenden, indem ich alle Unverheirateten auffordere, vor der Eheschließung keusch zu leben. Das ist ja die beste Vorbereitung für die Verwirklichung der periodischen Enthaltsamkeit in der Ehe. Ebenso fordere ich alle Ehepaare auf, sich der Einladung Gottes nicht zu verschließen, Mit-Schöpfer mit ihm zu werden, indem sie neues Leben in die Welt bringen. Auf diese Weise schafft man nicht nur eine Familie, sondern baut auch das Reich Gottes auf Erden auf und füllt letztlich den Himmel mit Kindern Gottes.

Zuletzt noch eine Bitte: Vergesst nicht bei der Evangelisierung unserer Kultur mitzuwirken. Und zwar indem ihr diese Katechese an andere weiterschickt, die sie vielleicht angeht. Das könnt ihr machen, indem ihr einfach den FORWARD–Knopf am unteren Rand dieser Seite anklickt. Wenn ihr mehr Information über dieses Thema erhalten wollt, schaut, bitte, auf die seitliche Spalte dieser eMail oder in unsere Internetseite unter www.hli.org, um die Stimmen von Experten zu hören. Bleibt auf dieser Welle, es folgt als Nächstes eine Katechese zum Thema Überbevölkerung und Geburtenkontrolle. Es verspricht, interessant zu werden!

Streitbare Kirche, kämpfe weiter für die gute Sache, es geht um die Seele unseres Volkes. Gott segne euch!