Der kanadische Kinderpsychiater Prof. Philip Ney and die Ärztin Marie Peeters fanden heraus, dass auch Kinder, die Geschwister eines abgetriebenen Kindes (oder abgetriebener Kinder) sind, unter den Folgen der Abtreibung leiden. Man gab diesem klinischen Erscheinungsbild den Namen: PASS (Post Abortion Surviver Snydrom – Syndrom der Überlebenden einer Abtreibung). PASS bezeichnet also diejenigen überlebenden Kinder, die in einer Familie geboren werden, wo eine Abtreibung stattgefunden hat beziehungsweise eine Abtreibung in Erwägung gezogen wurde. Bildlich gesprochen kann man sich den dargestellten Sachverhalt wie folgt übersetzen:
Die Gebärmutter, von ihrer ursprünglichen Bestimmung her als ein Ort der Geborgenheit und des Schutzes für das ungeborene Kind gedacht, wird durch die Abtreibung zu einem Ort des Todes, zu einem Friedhof. Wird nun die Frau, die eine Abtreibung (oder mehrere Abtreibungen) hinter sich hat, erneut schwanger, so erlebt das Neugeborene aufgrund des biologischen Gedächtnisses des mütterlichen Körpers, welcher sich durchaus an die vorausgegangene Abtreibung ‚erinnert’, gleichsam intuitiv den eigentlich hegenden Ort der Gebärmutter als einen nun gefährlichen, tödlichen Ort. Dementsprechend kommt es zu typischen klinischen Symptomen bei den sogenannten Abtreibungsüberlebenden.
Charakteristisch ist zudem, dass Kinder, welche in Familien geboren sind, wo abgetrieben wurde, selbst dazu neigen, abzutreiben.
Klinische Merkmale von Abtreibungsüberlebenden:
- Existenzielle Schuldgefühle
(„Ich sollte nicht am Leben sein, ich bin verantwortlich für den Tod meines Geschwisters.“
„Ich sollte nicht am Leben sein, warum meine Talente entwickeln, wozu wird das nützen?“)
- Existenzielle Angst
(„Ich will leben, aber ich bin verdammt, es wird mir etwas zustoßen.“)
- Ängstliche und ambivalente Beziehung zu den Eltern und später zu anderen Menschen im Erwachsenenalter
- Angst um das Wissen
(„Ich muß es wissen, aber ich habe Angst davor, ich habe Angst vor der Wahrheit.“)
- Misstrauen
(„Meine Eltern sagen, daß sie mich lieben, aber ich kann ihnen nicht trauen.“)
- Mangelndes Selbstvertrauen
(Wenn das Kind den Eltern nicht trauen kann, kann es auch kein Selbstvertrauen entwickeln. Die Überlebenden nach Abtreibung sind so leicht beeinflussbar.)
- Existenzielle Schuldgefühle
(„Ich sollte nicht am Leben sein, warum meine Talente entwickeln, wozu wird das nützen?“)
- Gravierende Liebesdefizite
(Überlebende nach Abtreibung wissen nicht, was Liebe ist. Es ist für sie schwierig, eine Vertrauensbeziehung zu Gott herzustellen, und sie haben Mühe, Gott als liebenden Vater zu erkennen.)
(s. dazu: Dr. Marie A. Peeters, Die Folgen der Abtreibung in Familie und Gesellschaft, in: Myriam… warum weinst du? Die Leiden der Frauen nach der Abtreibung, hrsg. v. Stiftung „JA ZUM LEBEN – Mütter in Not“, Uznach o.J., 117-127).