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Spirituelle Ausrichtung
Zwei
im Kern unvereinbare, da zur Gänze kontradiktorische
Sichtweisen, geben heute
Antwort auf diese grundsätzlichen Fragen, die seit je den
Menschen bewegen. Die
erste Sichtweise ist die christliche.
Die christliche Sicht des Menschen wurzelt in der Offenbarung und in
der
Vernunft, die aufgrund dieser Offenbarung zu ihren wahren Quellen und
Höhen
findet und ihren Niederschlag im katholischen Lehramt hat. Danach ist
der Mensch
Ebenbild Gottes, imago Dei, geschaffen von Gott,
der Liebe ist. Die Höhe
seines Menschseins, dargestellt im ersten Buch der Bibel, hat der
Mensch aus
eigenem Verschulden verloren, die Erbsünde hat die
gottgewollte Integrität des
Menschen verwundet. Gott aber, der Liebe ist, geht in seiner
äußersten Liebe so
weit, daß er seinen einzigen Sohn sendet, um den Menschen in
seiner Würde
wunderbar wiederherzustellen. Jesus Christus, der Urheber des Lebens,
Er, in
dem alles vor aller Zeit erschaffen ist, wird geboren von der
makellosen Frau,
er ist dem Gesetz unterstellt und gibt sein Leben in
unüberbietbarer Hingabe am
Kreuz dahin, um dem Menschen erneut das Tor des Paradieses zu
öffnen. In
dieser christlichen realistischen Sicht des Menschen – im
Blick auf seine Schuldverflochtenheit
wie auf seine unverlierbare Würde der Gotteskindschaft, im
Blick auf seine
Erlösungsbedürftigkeit wie auf das ihm geschenkte
Heil im einzigen Erlöser
Jesus Christus – eröffnet sich eine Vision des
Lebens, in der deutlich wird,
daß jedes Leben, ja Leben überhaupt, nur in
Christus, dem Erlöser, zu
seiner schöpfungsgemäßen Fülle zu
finden vermag und daß weiters die Immaculata,
die von der Erbsünde freie menschliche Mutter des
Erlösers, unabdingbar zum
Heilswerk Christi dazugehört. Die
Kirche hat ihre Vision des Lebens in einer Vielzahl von Dokumenten und
lehramtlichen Verlautbarungen stets aufs neue vorgelegt und den
Menschen als
erfüllende Wegweisung gereicht, gemäß ihres
Auftrags, daß nur die Wahrheit,
deren der Mensch durchaus fähig ist, den Menschen frei macht.
Hier, in der
Verkündigung des Lehramtes, findet sich das principium
et fundamentum,
welches dem Menschen in all seinen Sehnsüchten und
ontologischen Orientierungen
wahrhaft gerecht wird und das als christlicher Humanismus bezeichnet
werden
kann. Der
Mensch wird dementsprechend eingehaust in sein Irdisches. Ewigkeit,
Gott oder
gar Erlösung werden zu Vokabeln, die entweder leer bleiben
oder umgedeutet
werden in bloße weltliche Begriffe. Das heißt, es
gilt, Ewigkeit im Jetzt zu
schaffen. ‚Gott‘ und
‚Erlösung‘ werden vom Menschen in die Hand
genommen, der
der uralten Versuchung erliegt: sicut eritis Deus,
ihr werdet sein wie
Gott. Die Techniker, die Macher, die Laboratorien, die
Bevölkerungskontrolleure
treten an die Stelle Gottes. Das Geschöpf wird jetzt
produziert. Das Leben ist
in logischer Folgerichtigkeit kein Unantastbares mehr, sondern ein
Objekt, das
zu manipulieren ist, wenn es in das Raster der neuen Freiheitsideologie
nicht
hineinpaßt. Kinder können nun, so sagt man, legal
abgetrieben werden, wenn sie
der sogenannten freien Wahl (choice) des Menschen in
die Quere kommen; Embryonen werden degradiert
zu überzähligen Forschungsobjekten, behinderte
Ungeborene fallen einem
eugenischen Rassismus zum Opfer, alte Menschen werden zunehmend in den
„schönen
Tod“ geschickt. Dies alles unter der Flagge von
Menschenfreundlichkeit und
Wohlstand, unter denen sich tatsächlich ein Sozialdarwinismus
breit macht, der
den schwachen und „lebensunwerten“ Menschen
rücksichtslos ausmerzt. Große
internationale Organisationen, gleich ob International Planned
Parenthood
Federation, Marie Stopes oder UN-Abteilungen oder NGO’s,
unterstützt von
potenten Geldgebern und Konzernen, implantieren die neue Agenda, zu der
stets die
globale Kontrazeption gehört, weltweit und üben
zugleich massive Kontrolle und
massiven Druck auf die Länder aus, die sich dieser Kultur des
Todes
widersetzen. Das
Resultat des inhumanen Humanismus: Zerstörte Seelen und
Länder (zumal die
reichen Länder, in denen die Anti-Kultur des Todes seit
Jahrzehnten ihr Unwesen
treibt), die sterbende Nationen sind. Die
Tage des Kongresses verstehen sich folglich -
in Fortsetzung zu den voraufgegangenen Kongressen in
Fatima, Krakau,
Lourdes und Wigratzbad – als Exerzitienweg. Die einzelnen
Schritte dieses
Weges, die Licht empfangen aus der Schrift selbst und da zumal aus dem
Prolog
des Johannesevangeliums, sind:
1.
Dienstag
– In principio Jede
wahrhaftige Besinnung über das Leben hat ihren Ausgang zu
nehmen in Christus.
Er ist der Anfang, der Ursprung, der Logos. Er ist das Licht und das
Leben. Er
ist der Einzige, der Kunde gebracht hat.
2. Mittwoch
– Lux „Denn
bei Dir ist die Quelle des Lebens, in Deinem Licht schauen wir das
Licht“,
singt der Psalmist (36,10). In Seinem Licht
klären sich in der Tat die
Bestimmungen des Menschen. Das katholische Lehramt hat vor allem im
letzten
Jahrhundert in etlichen Verlautbarungen Stellung bezogen zu den Fragen
von Ehe
und Familie, Sexualität, Lebensschutz, Würde des
menschlichen Lebens, humaner
globaler Entwicklung usw. Der
zweite
Kongreßtag widmet sich daher den diesbezüglichen
prinzipiellen Perspektiven des
Lehramtes, um derart die große Sicht der katholischen Kirche
auf den Menschen
klar und unmißverständlich darzulegen.
„Den
Himmel und die Erde rufe ich heute als Zeugen gegen euch an. Leben
und Tod lege ich dir vor, Segen und Fluch. Wähle also das
Leben, damit du
lebst, du und deine Nachkommen “, so heißt
es bereits im Alten Testament
(Dtn 30,19). Diese
Wahl gilt es heute neu sichtbar zu machen. Was bedeutet es, die Kultur
des
Lebens zu wählen, was bedeutet es, die Kultur des Todes zu
wählen. Die
einzelnen Referate dieses Kongreßtages zeigen die
Schönheit und Leuchtkraft der
christlichen Vision und die Häßlichkeit und
Zerstörungspotenz des inhumanen
Humanismus. Die Referate verdeutlichen dabei auch dies: Trotz der
attraktiven
Gewalttätigkeit und des medialen Pomps der Anti-Kultur des
Todes leuchtet das
Licht in der Finsternis. Und die Immaculata ist reiner Widerschein
dieses
Lichtes.
4. Freitag
–
Verbum caro Dies
ist das unfaßbare Geheimnis: Gott wird Mensch. „In
dem Wort vom Fleisch ist
schon die Hingabe zum Opfer, das Geheimnis des Kreuzes und das
Geheimnis des
daraus kommenden österlichen Sakraments mit
ausgesagt“ (Joseph Ratzinger/Papst
Benedikt). Der
Schwerpunkt dieses Tages – neben den Referaten am Vormittag,
welche die
Thematik des Donnerstags vertiefen – ist
die Sühnemesse am Nachmittag in St. Peter. In ihr werden die
internationalen
Kongreßteilnehmer stellvertretend für die Nationen
der Welt all die Sünden
gegen das Leben in einem symbolischen Übergabeakt am
Fuße des Kreuzes
neiderlegen, in der sieghaften Hoffnung, daß Christus in
seinem Kreuzesopfer
der Welt Vergebung, Rettung und Neuanfang schenkt.
5. Samstag
–
Gratia Die
Wahrheit, die in Christus aufleuchtet, da Christus die Wahrheit ist,
will in den Nachfolgenden nicht nur erkannt, sondern auch
tätig werden. Die
Gnade will Frucht bringen, indem der Mensch sich öffnet
für das Wirken der
Gnade und die Werke der Barmherzigkeit übt. Die
Wunden der Abtreibung zu heilen – dies ist heute,
in einer Zeit, in der
die Abtreibung zum staatlich anerkannten Recht mutiert ist, eines der
dringenden Werke der Barmherzigkeit. Wie kann dieses Werk konkret
ausschauen? –
Referenten aus
6. Sonntag
–
Gloria Vidimus
gloriam eius –Wir haben Seine Herrlichkeit
gesehen. In diesen Jubel bricht der Lieblingsjünger Jesu im
Prolog zu seinem
Evangelium aus. Es ist der Jubel dessen, der – trotz schwer
bedrängter Zeit und
in schwer bedrängter Zeit – den Glanz des
Immerwahren nicht aus dem Blick
verliert, der an der Brust des Erlösers ruht, der aus dessen
Fülle lebt und
daher die Fülle des Lebens mitteilen kann. Daß diese
Fülle mitten unter uns
ist, heute, jetzt, dies wird Msgr. Reilly in seinem
Festvortrag
bezeugen. |